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Jfeter: Dr. v. Sehrenck-Notzing: Materialisations-Phänomene. 687
an den Händen vernäht. Später verwandte man einen
Trikotanzug, der so dünn und anliegend war, daß man den
anatomischen Bau des Mediums sah und selbstredend
eventuell versteckte Gegenstände hätte bemerken müssen.
Ohne Zerreißen oder Auftrennen des Stoffes war eine Berührung
des bloßen Körpers, namentlich an seinen unteren
Teilen, für die Versuchsperson ausgeschlossen.
Zu diesen hier nur in großen Zügen geschilderten
Maßnahmen kam nun ein Faktor von größter Bedeutung:
die Behandlung und Entwickelung des
Mediums, welche Baron Schrenck dank seiner außerordentlichen
Erfahrung und seines gründlichen Studiums
der Psychologie der Medien zu einem für alle zukünftige
Experimentatoren maßgebenden System ausgearbeitet hat. .
Gerade in dieser Beziehung wird in spiritistischen Kreisen
oft schwer gesündigt. Der Autor sagt treffend: „Sicherlich
haben die Kritiklosigkeit, die Leichtgläubigkeit und der
Fanatismus der Spiritisten das ihrige dazu getan, eine Erziehung
der Medien zu wissenschaftlich brauchbaren
Objekten in jeder Weise zu hindern. Das
fanatische Streben, ä tont prix etwas zu erleben, Wunder
zu sehen, Zeichen aus dem Jenseits zu erhalten, hat die
große Menge völlig blind gemacht zur Unterscheidung
zwischen den nach den jetzigen Kenntnissen der Psychopathologie
erklärbaren Tatsachen und den unerklärbaren.
Die ganze Methode der spiritistischen Erziehung von
Medien mit ihrem Ballast unnötiger Vorstellungen läuft
ja direkt auf eine Erleichterung des Schwindels hinaus!u..„
Schon die Wahl der an den Versuchen teilnehmenden Personen
ist nach Ansicht des Verfassers durchaus nicht
gleichgültig. Nach seinen Beobachtungen haben offenbar
die Vorstellungsrichtung und der Vorstellungsinhalt dieser
Personen einen Einfluß (in förderndem oder hemmendem
Sinne) auf die Psyche des Mediums, wie mitunter
auch auf den Charakter der produzierten Vorgänge
. „So merkwürdig es klingen mag,* sagt Baron
Schrenck, „das lebhafte Denken an Entlarvung und
Taschenspielertricks könnte, wie einige Forscher meinen,
das Medium nach dieser Bichtung hin suggestiv beeinflussen
und zur Darstellung solcher manuellen Kunstgriffe
animieren. Eine sorgfältige Untersuchung hätte auch
diese* Fehlerquelle zu berücksichtigen, müßte also sogenannte
Professionsentlarve r, die ohne jedes Verständnis
für die psychologische Feinheit und Schwierigkeit der Aufgabe
überall nur Unrat wittern und Heber ein Einverständnis
der Beobachter mit dem Medium behufs Dupierung
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