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691 Psychische Studien. XL. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1913.)
obere Gesiehtsteil nach unten fiel, und verschwand so in
der Richtung auf den Fußboden (also hinter dem Rücken
des Mediums) spurlos. Während dieser ganzen Beobachtung
blieb Eva's Körper unbeweglich und von mir kontrolliert;
das Bild war von ihr getrennt. Bewegung und Verschwinden
desselben erfolgten wie durch eine unsichtbare
Kraft."
Nach der Sitzung erfolgte die peinlichste Untersuchung
des nackten Mediums (sogar gynäkologisch); auch
durchsuchte man das Kabinett, alles mit negativem Erfolg,
das Bild war und blieb verschwunden. Was muß jetzt der
Skeptiker sich ausdenken? Schade, daß man nicht behaupten
kann, daß der photographische Apparat halluziniert
, — aber vielleicht finden die Herren auch das noch!
In der Sitzung vom 24 Juni 1912 erschien das Gesicht
eines verstorbenen Neffen der Mme. Bisson, ebenfalls
durch den photograptuschen Apparat sehr deutlich festgehalten
. In den Augustsitzungen wird ein hübsches, rundliches
Frauengesicht gesehen, ein Bild, das den Skeptikern
sehr viel zu schaffen machen wird, denn dasselbe ist mit
parallel- und querlaufenden Falten und Rissen durchfurcht
und erinnert unwillkürlich an die Brüche alter auf Holz
gemalter Porträts. Am 15. August erblickte man ein
künstlerisch vollendetes Frauengesicht im Profil mit aufwärts
gerichtetem Auge. Die Züge sind scharf charakterisiert
und fein gezeichnet. Per Gesichtsausdruck hat etwas
Madonnenhaftes. Die Sitzung hatte in München im Hause
des Verfassers stattgefunden. Baron Schrenck hat zu
diesem Zweck einen Raum mit Kabinett eingerichtet. Es
ist ein wahres wissenschaftliches Laboratorium, das mit
seinen Apparaten die Kontrolle und Aufnahme der Vorgänge
in denkbarster Vollendung ermöglicht.
Die Sitzungen in München wurden bis Ende September
1912 forlgesetzt und ergaben noch manches schöne
Phänomen. Im Oktober und November 1912 wurden die
Experimente in Paris weiter geführt. Es fällt mir schwer,
die wunderbaren Produkte des geheimnisvollen Künstlers
nicht alle hier aufzuführen, aber ich* muß den geehrten
Leser auf das Buch Baron Schrenck's verweisen, das trotz
seiner wissenschaftlichen Behandlung des schwierigen Stoffs
so anziehend und fesselnd geschrieben ist, daß man mit
wahrer Spannung die phänomenale Steigerung dieser
Mysterien verfolgt. Es ist mir nicht möglich, die Fülle
der Beobachtungen, der Erfahrungen, der bis heute unerhörten
Phänomene, der wissenschaftlichen Besprechungen
der erzielten Ergebnisse und der geistvollen Bemerkungen,
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