Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 724
(PDF, 209 MB)
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724 Psychische Studien. XL. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1913.)

wohlberechnetes Ganzes ergibt. Dann erst zeichnet und
tuscht sie dieses Blatt genauer aus; die runderen Formen
werden etwa zu Engelsköpfen, die spitzen zu Flammen oder
Vogelschnäbeln usw. verwandt. Man sieht, all dies geschieht
fast nach derselben Technik wie Kinder oder spielende
Erwachsene aus Kaffeesatz Muster herstellen, um sie
gleichfalls willenlos, d. h. durch die willkürlich gewonnene
Form angeregt auszugestalten. Daß dabei gelegentlich eine
seltsame Form oder ein hübscher Farbenklang, oder das
Muster eines Vorsatzpapieres usw. entsteht, weiß jeder.
Sache des Künstlers wäre es, derartige Anregungen, wie sie
der Zufall bietet, herauszuheben und fortzubilden.

Die Trancezeichnerin hat zu fast allen Blättern Gedichte
gefertigt — auch diese, wie sie hervorhebt, willenlos
—, eben wie die Sprache mit altgelernten Vorstellungen
in jedem reimt, d. h. dilettantisch harmlos. Anklänge an
die Epigonen des Kirchenliedes wiegen vor; die Zeichnungen
weisen Engel, Vogelschnäbel, Flammen und andere Gebilde
einer primitiven, religiösen Vorstellungswelt auf. Natürlich
hört man auch die Versicherung der Tranzezeichnerin, daß
sie in vielen ihrer Darstellungen mit prophetischem Geiste
Ereignisse, die später eingetroffen waren, vorweggenommen
hätte, so wie sie auch den Burenkrieg usw. vorausgesagt
habe. Als Proben ihrer Kunst zeichnete sie rair dann eine
kindliche Belanglosigkeit von Muster, erstens mit offenen,
zweitens mit geschlossenen (na, na!) Augen, wobei sich die
einzelnen Striche nur näherten, nicht ineinander gingen,
was die Zeichnerin offenbar zu vermeiden suchte, und
drittens im Dunkeln, wobei die Linien stark durcheinanderirrten
. Ich muß gestehen, daß ich mir von dem Zeichnen
im Dunkeln und mit geschlossenen Augen denselben Effekt
versprochen hatte, und durch die starke Verschiedenheit
beider Blätter meinen argwöhnischen Schluß auf das nervöse
Bewegen der Augenlider dieser Künstlerin gezogen
habe. Völlig unklar ist mir aber der Zweck des ganzen
Vorgangs; denn jeder, aber auch jeder Mensch, der in der
Schule nur das Allerallerprimitivste an Zeichnen erfaßt hat,
kann bei geringer Übung ohne jedwede- Hilfe von Geisterstimmen
bebsere Muster zeichnen — mit offenen, mit geschlossenen
Augen, und im Dunkeln! Unwillkürlich faßt
man sich an den Kopf, was das alles solle.

Und nun zum Schluß meines Besuches. Die ehrwürdige
Dame, die übrigens Postkarten führt, auf denen sie um etwa
20 Jahre verjüngt dargestellt ist, erklärte mir jetzt, daß sie
ihre Figuren auch gehe. Und sie begann. Bald trat sie
hierhin, bald dorthin, offenbar wieder von Geisterstimmen


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