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730 Psychische Studien. XL. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1913.)
lichste Opfer zumutet. Kein Wunder, daß bei dieser
offiziellen Richtung der Schnlwissenschaft ein solche Mittel
a limine abweisender, mit Abscheu verwerfender Forscher,
wie unser verehrungswürdiger greiser Mitarbeiter Dr. med.,
phil., seient. et lit. Eduard Reich — bei der Bewerbung
um einen Nobelpreis auch diesmal leer ausgegangen ist.
c) Schopenhauer als Kinderfreund. Die
Monatsschrift „Ethische Rundschau* in Berlin veröffentlicht
in ihrem Oktoberheft (vgl. Eingelaufene Bücher etc.) unter
der Überschrift „Schopenhauer in seinen vier Wänden* die
Jugenderinnerungen von Frau Lucia Franz-Schneider,
die als Kind viel mit dem großen Philosophen spielte.
Frau Franz war die Tochter des Kaufmanns Schneider, in
dessen Wohnung Schopenhauer die letzten Jahre seines
Lebens verbrachte. Ihre Mitteilungen über die Lebensweise
des Philosophen, besonders über sein freundliches
Verhalten zu den Kindern des Hauses, sind sehr fesselnd
und werfen Licht auf den viel verkannten Charakter des
großen Mannes. Es wird gewiß jeden Leser überraschen,
durch diesen Aufsatz zu erfahren, daß Schopenhauer, obwohl
er bekanntlich ungemein unter lärmenden Geräuschen
litt und als der erste Vorkämpfer der heutigen „Lärm-
schutzbewegung* betrachtet werden muß, oft auch
während der ernstesten Arbeit, welche die strengste Gedanken
-Konzentration erforderte, eine Schar Kinder in
seiner Wohnung herumtoben ließ. Auch die Mitteilungen
der Frau Franz über die Art, wie Schopenhauer mit seiner
alteu Haushälterin und seinem Pudel Weihnachten
feierte, sind sehr anziehend. Ergreifend ist die Schilderung
der letzten Tage und des Todes Schopenhauers. — Auch
der übrige Inhalt des Oktoberheftes der „Ethischen Rundschau
*, die sich schnell einen guten Ruf unter den Anhängern
der verschiedenen ethischen Bestrebungen erworben
hat, verdient die Beachtung weiter Kreise. Das Heft wird
als Probenummer kostenfrei versandt durch den Verlag
der „Ethischen Rundschau", Berlin W. 15, Düssel-
dorferstr. 23.
d) Das Problem des menschlichen Weiterlebens
. Sir W. F. Barrett, einer der Größen und
Zierden der „Society for Psyehieal Research", bezeichnet in
einem Briefe an den „London Daily Express" vom
16. Sept. 13 Sir Oliver Lodge's neuliche Erklärung an die
„British Association" als eine große und mutige Leistung.
Er sagt: „Sie wird immer denkwürdig sein als eine Äußerung
eines leitenden Führers wissenschaftlicher Gedanken
über die Grenze der Wissenschaft. Denn Wissenschaft ist
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