http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0742
738 Psychische Studien. XL. Jahrg. 12 Heft. (Dezember 1913.)
esche in Westfalen gegen fliegende Drachen und Versiegen
der Milch bei den Kühen, der Wacholder gegen alle möglichen
Krankheiten bei Mensch und Tier. Hirsche opferte
man dem Dionys, damit die Geisteskrankheit (mänadische
Raserei!) weiche. Die Flecktyphusepidemie bekämpte man,
wie in zwei Fällen nachgewiesen ist, durch Menschenopfer.
Allgemein verbreitet war in der Vorzeit die Angst vor der
Wiederkunft der Toten. Die Leichenverbrennung war
nichts als ein Mittel, um durch möglichst gründliche Vernichtung
von Leib und Seele dies zu verhüten. Ebenso
galten die Opfer bei der Bestattung ursprünglich dem Gestorbenen
. Erst viel später verwandelten sich die Totenopfer
in Gottheitsopfer." („Deutsche Tageszeit." Nr. 307,
1. Beilage vom 20. VI. er.)
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originaipreisen durch die Buchhandlung
von Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Die religiöse Not unserer Zeit und der Spiritismus. Von Georg
Sulz er. Verlag von Oswald Mutze, Leipzig. 46 S. Preis
50 Pfg.
Im Gegensatze zu den vielen Aufklärern" der neueren Zeit
weist der Verfasser darauf hin, daß das religiöse Bedürfnis der
heutigen Menschheit nicht geringer ist, als das früherer, kulturell
unentwickelterer Geschlechter, dal; vielmehr der Befriedigung dieses
Bedürfnisses mancherlei und mitunter nicht leicht zu beseitigende
Hemmungen im Wege stehen. Eine der größten dieser Hemmungen
ist die materialistische Weitanschauung. Zwar ist diese philosophisch
längst überwunden, aber das nützt den breiteren und
weniger gebildeten Schichten nichts. Und doch kann auch denen
geholfen werden; denn die Wiedereinsetzung der Metaphysik in ihre
gebührende Stellung, die neuerdings wissenschaftlicherseits immer
erfolgreicher erstrebt wird, kann am besten in der Gedankenwelt des
großen Laienpublikums den Spiritismus fördern. Darum bemüht
sich der Verfasser, in kurzen Zügen „Grundlinien der spiritistischen
Lehren" zu zeichnen, wie sie von verschiedenen Vertretern des
Spiritismus auf Grund der psychischen Forschung und ihrer Ergebnisse
aufgestellt wurden. Dabei berührt er die*Hauptrichtungen in
der theosophischen Bewegung und gelangt zu der Überzeugung, daß
in nicht zu ferner Zeit eine nicht nur mit allen Forschungsmethoden
ausgerüstete psychische Forschung — auch in den Bahnen etwa des
Theosophen Leadbeater und des polnisch - deutschen Schriftstellers
Zawadzki! , sondern eine über die Tatsachen zu philosophischer
Verarbeitung fortschreitende spiritistische Weltanschauung die Er»
lösung aui der religiösen Not der Gegenwart bringen werde. Wer
sich für die berührte Frage interessiert — und welcher ernst denkende
Mensch sollte das angesichts der modernen Zerrissenheit und
Verflachung nicht? —, der lese das Schriftchen; es bietet manche
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0742