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2 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1914.)
den Versuchen zur Verfügung stellt. „Ihre übermäßig
entwickelte Schamhaftigkeit, ihre große Ängstlichkeit und
Emotivität wirken erschwerend bei den Feststellungen.
Die Anwendung irgend einer neuen Kontrollmaßregel faßte
sie als Zweifel an ihrer Ehrlichkeit auf; Erregungszustände,
Tränen, schlaflose Nächte und negative Sitzungen waren
mehrfach die Folge hiervon.* Da sie eine Untersuchung
durch Männerhand nicht gestattete, wurden Damen beigezogen
, welche bei dem Entkleiden des Mediums und Anlegen
des Sitzunggewandes (von dem Schnitt usw., wie bei
Eva C.) anwesend waren.
Stanislawa ist noch Anfängerin und dies muß man
in Betracht ziehen, wenn einzelne der von dieser „mediu-
mistischen Debütantin* gebotenen Phänomene vielleicht
weniger beweisend und überzeugend erscheinen als die Erscheinungen
bei Eva C. Trotzdem haben sich auch bei ihr
niemals Anhaltspunkte, die zu einem Verdacht
berechtigen, finden lassen Übrigens
benützte man später ein schwarzes Trikot für den ganzen
Körper, das nur am Rücken zu schließen war; dazu eine
fest an den Halsteil angenähte Schleierhaube, welche den
ganzen Kopf bedeckte, mit Bändern am Nacken geschlossen
. Die Hände staken in (an die Ärmel angenähten i
Schleiersäcken, — es war unmöglich, aus dieser Kleidung,
welche gewissermaßen das Medium wie ein Käfig einschloß,
Gegenstände usw. heraus zu praktizieren. Die Kontrolle
des Kabinetts usw. war selbstredend streng, wie bei
Eva C.
Die Sitzungen fanden im Hause des Baron Schrenck
in München in dem von mir bereits erwähnten Laboratorium
statt. Das Medium sank, in das Kabinett geführt und
von dem Verfasser hypnotisiert, nach einer halben Minute
in Somnambulismus und blieb im passiven Hypnosezustand
während der ganzen Sitzung; im Gegensatz zu Eva (\
sprach es fast nie in der H> pnose. Die Korrespondenz mit
den medialen Kräften wurde durch Klopflaute geführt, die
aus dem Kabinett kamen. Die Sitzungen fanden im Januar
und Februar 1913 statt und wrurden im Juni und Juli 1913
fortgesetzt.
Als besonders auffallend sind vor allem die Parallelerscheinungen
zu erwähnen: auch bei Stanislawa I\ beginnen
die Materialisations - Erscheinungen mit demselben
rauhen, fetzigen Charakter vom Munde aus: eine unregelmäßige
, ziemlich konsistente, ca. 50—55 Zentimeter lange
Masse kommt aus dem weitgeöffneten Munde des Mediums
und bleibt in schwebender Stellung; irgend ein Muster
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