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4 Psychische Studien. XL1. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1914.)
anpassen muß. Erst wenn dies gelungen ist, wenn der
Forscher das unbedingte Vertrauen des Mediums gewonnen
hat, kann er es wagen, eigenen Einfluß auf die Experimente
zu nehmen, und vorsichtig, Schritt für Schritt, die
Leitung der Untersuchung sich in die Hand zu spielen und
schließlich jenes Milieu herzustellen, das allein zu einwandfreien
Urteilen führen kann. Deshalb stellt der Autor als
Grundregel der Methode auf: „Alle Bedingungen, Kontrollen
, Eingriffe, Experimente möglichst in einer solchen
Weise zu gestalten, daß dadurch die Entäußerung dieser
Kräfte, die medialen Leistungen als solche in ihrer Ent-
wickelung und Wirkungsweise nicht gehemmt und unterbrochen
werden, selbst auf die Gefahr hin, daß
dem Beobachter Oberflächlichkeit und
und unkritisches Verhalten vorgeworfen
w i r d. Der Exaktheitsfanatismus bringt die Quelle, aus
der man schöpfen will, zum Versiegen/
So kann nur ein Forscher sprechen, der reiche Erfahrung
besitzt und frei von jedem Vorurteil ist. Das
Vorurteil, das die Mehrzahl unserer Gelehrten, besonders
bezüglich der in Rede stehenden Phänomene beherrscht, ist
so tiefgehend, daß jeder, der hierin eine Ausnahme
macht, Geiahr läuft, sein wissenschaftliches Ansehen zu
verlieren, eine Tatsache, die dann von offenen und geheimen
Gegnern weidlich ausgebeutet wird. Auch der
Autor ist dem Versuche hierzu nicht entgangen. Er sagt
im Vorwort: „In der Uberzeugung, daß der Autor den
raffinierten Täuschungen zweier Frauen, nämlich des
Mediums Eva C. und ihrer Beschützerin Mme. Bisson zum
Opfer gefallen sei, beauftragte „man14 in aller Stille — ohne
Vorwissen des Verfassers — ein wohlrenommiertes Pariser
Detektivbureau gegen Zusage hoher Bezahlung mit der
Überwachung der beiden Damen. Die Angestellten der
Firma erhielten unrechtmäßigerweise nebst den nötigen
Informationen über das Medium selbst eine Anzahl photographischer
Abzüge von den während der Versuche zustande
gekommen, ausschließlich dem Verfasser und seiner
Mitarbeiterin gehörigen Negativen für ihre Recherchen eingehändigt
.
Trotz der unliebsamen Belästigungen, denen die beiden
genannten Damen nicht nur auf der Straße, sondern bis in
ihre Häuslichkeit und in ihr Familienleben hinein seitens
dieser Werkzeuge der anonymen Auftraggeber ausgesetzt
waren, ist es den acht Monate hindurch fortgesetzten Bemühungen
derselben nicht gelungen, irgend welche Betrugsbeweise
beizubringen oder etwa die Firma heraus-
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