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petcr: Dr. v. ?vhrenck-Notzing: Materialisation^-Phänomene. ^
Die eingehende Besprechung eines Künstlern vom Rufe
Albert von Keller's ist außerordentlich lehrreich; sie
bringt dem Leser das großartige und wunderbare Phänomen
dieser Art von Materialisationen erst ganz zum Bewußtsein
und unwillkürlich drängt sieh die Frage auf aller
Lippen: wer ist der geheimnisvolle Künstle r.
der diese \V u n d er sc h a f f t V Leider wird uib
keine Antwort! Dr. v. Sehrenck erklärt freimütig: „Der
(fang unserer ganzen, nunmehr fast vier Jahre hindurch
fortgesetzten Untersuchung war auf eine möglichst unbefangene
Feststeilung von Tatsachen, unbeeinflußt durch
irgend eine Theorie gerichtet; es gelang auch, die Materialität
ionssit zungen von dem Einfluß der spiritistischen
Tradition allmählich frei zu machen . , , Wenn nun aber
die Ergebnisse unserer möglichst objektiven Feststellung
(sicherlich ohne unser Zutun) dennoch sich durch Zuhilfenahme
einer spiritistischen Theorie vielleicht besser erklären
lasj^en sollten, als auf andere Weise, so ist hierfür
allein die unserem Einflüsse entzogene Qualität der beobachteten
Phänomene, nicht aber die subjektive Auffassung
der Experimentatoren verantwortlich. Ohne in dieser
Frage ein Urteil zu präjuuizieren, hält Verfasser — selbst
wenn die meisten vom Spiritismus behaupteten Tatsachen
sich als wahr erweisen sollten -- dennoch daran fest, daß
eine a minist ische Erklärung vorzuziehen ist und auch im
ganzen ausreicht/'
Dießem sicher unantastbaren Standpunkte entsprechend
glaubt der Autor, daß „die Künstlerin Mine. Bisson
psychisch einen viel aktiveren Anteil an den durch das
mediumistische Instrument realisierten psyehophysischen
Tatbeständen genommen hat, als sie sich heute bewußt ist.*'
Das Urteil wird unterstützt durch die Tatsache, daß Eva
<\ künstlerische Talente nicht besitzt und daß ihr Schönheitssinn
nicht auffallend entwickelt ist.
Alles in allem ;,l)ic Phänomene bei Eva i
1 a s s e n sich also im Sinne einer bis d a t o u n-
e r f o r s c h t e n i d e o p 1 a s t i s c h e n Fähigkeit
d er medialen Konstitution auffasse n "
lliei gibt Dr. v. Schrenck eine Hypothese, die gewiß
als Arbeitshypothese sehr brauchbar erscheint. Tch bin
überzeugt, daß an ihrer Hand eine Erklärung der Phänomene
eher gefunden wird, als in phantastischen Sitzungen
\<>n Oflenbarungsspiritisten, in denen so viel Fehlerquellen
unerkannt fließen. WVnn aber die Animisten glauben, —
dafür, daß manche es tun, habe ich Beweise erhalten —
daJb nunmehr der Sieg ihrer Hypothese vollständig und
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