http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0022
Kallenberg: Im Wunderlande des siderischen Pendels. 15
vier Monate zu früh der Öffentlichkeit übergeben wurden
und demgemäß mit UnVollkommenheiten und Irrtümern
belastet sind, die meinen Gegnern Angriffspunkte boten
und erst durch die zweite Ausgabe d!s Werkes durchgreifend
beseitigt werden können. Zu diesen Unzulänglich-
keiten rechnen wir vor allem die mangelhafte, nur durch
viele rigorose Versuche zu gewinnende Kenntnis der
Fehlerquellen bei der Handhabung des
Pendels und der ihm zugeführten Objekte.
Von der Empfindlichkeit des Seismographen nimmt der
Pendel telepathische und physikalische Einwirkungen seiner
Umgebung mit einem anfangs von uns n i e h t geahnten
Gehorsam auf. Skeptikern gegenüber hat uns dieser Umstand
viele böse Stunden bereitet, ehe wir der Sache auf
den Grund kamen. Indisposition des Experimentators, seine
oft zwingenden Gedankenvorstellungsbilder beeinflussen die
Pendelbahnen geradeso, wie die unbeachtet gebliebene Nachbarschaft
von Metallen etc. Photographien, Handschriften
etc. können magnetisch (odisch?)
von andern Objekten, durch Darüberstreichen
mit den Fingern, durch nicht ganz
neutrale Unterlagen oder Deckblätter infiziert
sein und ergeben dann — zur Genugtuung
der Zweifler — falsche Resultate. Von
suggestiven Widerständen, die der Beobachtung des Experimentierenden
entgehen, haben wir schon früher gesprochen.
Dem Pendel unterzulegende Bildnisse sollen vorher auf ihre
Neutralität geprüpft, nur am Rand und womöglich mit einer
Zange angefaßt werden. Es geht durchaus nicht an, daß
z. B. Zuschauer beliebige Bilder aus der Tasche ziehen, um
dann zu prüfen, was bei der Pendelei herauskommt Wenn
ein Herr ein Damenbildnis mit sich in der Brieftasche
herumträgt, die es natürlich beeinflußt, so kann man 1000
gegen 1 auf eine unrichtige Pendelbahn wetten. Der side-
rische Pendel ist kein Spielzeug für Kasinos, Tee- und
Kaffeekränzchen; sein Platz gebührt ihm in der Studierstube
, im Laboratorium.
Gegenseitige Bestrahlung der Photos.
Jeder Photograph weiß, daß die Schichtseiten der Negativplatten
, wenn aufeinander gelegt, Zustandsänderungen auf
der Oberfläche hervorrufen — ein Chaos. Legen wir
nun zwei Bildnisse, viceversa aber auch
Handschriften, nur zehn Minuten lang fest
mit der Gesichtsseite aufeinander, dann
setzen sich die vorher normalsten Bahnen
in verwirrte Kurven um, welche in man-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0022