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16 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. I.Heft. (Januar 1914)
eben Fällen erst nach Tagen verschwinden,
— ein glänzender Beweis für die energische
Ausstrahlung der Photographie etc.! Diese
Entdeckung gelang erst vor wenigen Wochen Herrn Redakteur
Kellerbauer in Bayreuth.
Angesichts der oben nur in großen Umrissen beschrie-
benen Möglichkeiten der Störung der Pendelschwingungen
stelle man sich nun vor, daß ich im Gerichtssaale,
in höchste Erregung versetzt durch den wiederholten
Zuruf „Schwindel*, umdrängt von verständnislosen Neugierigen
, mit Erfolg experimentieren sollte! Es war unter
so erschwerten Umständen, denen sich andere kaum gefügt
haben würden, geradezu ein Wunder, daß überhaupt eine
genügende Zahl von Versuchen gelang, um unsere Gegner
von dem Ernst und der Richtigkeit der Sache zu überzeugen
! Allein trotzdem daß die Berliner Presse und auch
andere Tagesblätter von jenen ^mildernden Umständen *
genau unterrichtet waren, beriefen sie sich mit Vorliebe auf
die Charlottenburger Gerichtsverhandlung, um dem Pendel
den Garaus zu machen, führten am Schluß ihrer gehässigen,
persönlich ausfälligen Glossen die Pendeiphänomene auf die
Einwirkung des Blutdrucks zurück, welches Argument
in der Tat das kurzbeinigste, schwächste ist, was man gegen
den Pendel ins Feld führen kann! In vielen Bildern etc.,
bezw. komplizierten Schwingungen mit Schräg- und Querellipsen
taucht der absolut starre Pendelstillstand
auf, bisher beobachtet in der Dauer bis zu 10 Minuten.
Wo bleibt nun da der „Blutdruck*? Blutdruck
will doch nichts anderes besagen als Blutkreislauf, dessen
Rhythmus sich ungewollt auf den Pendel übertragen soll,
wie man behauptet. Setzt nun während der Pendel
r u h e (starr gleich einem Lineal hängt er am Finger
in vollkommenem Unvermögen, zu schwingen) etwa der
Blutkreislauf aus?! Finger an die Stirn!
Die Experimente mit verbundenen Augen,
Meine mediale Begabung ist nicht kräftig genug, um in
dieser beengenden Situation Stand zu halten, andere hingegen
vermögen es und haben damit, in tadellosem Gelingen
der Experimente, jene Bedingungen erfüllt, welche die
„Psychischen Studien* seinerzeit an die Glaubwürdigkeit der
Pendelphänomene knüpften. Wir geben hier das Protokoll
einer Sitzung vom 12. November in Bayreuth in der Familie
des Musikdirektors und Stadkantors Fiesenig: Medium
mit festverbundenen Augen Frau Musikdirektor
Fiesenig, eine Dame von okkulter Buhe und großer medialer
Kraft. Pendel: Silbernes Birnchen am Seidenfaden.
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