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Kaindl: „Photographierte Geister."
23
II. Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
„Photographierte Geister*4.
Von Alois Kaindl (Linz a. D.).
Unter obiger Aufschrift bringt das „Neue Wiener Tagblatt
* vom 23. November 1913 im Feuilleton eine Kritik
über das jüngst unter dem Titel: „Materialisations-Phäno-
niene* erschienene, vielbesprochene Buch von Dr. A. Freiherrn
von Schrenck-Notzing. Schon diese Überschrift der
Kritik muß bei jenen, welche dieses Buch mit Aufmerksamkeit
und ohne Vorurteil gelesen haben, Befremden erregen,
da dessen Inhalt eine solche Bezeichnung in keiner Weise
rechtfertigt. Der Kritiker hat dies übrigens selbst gefühlt,
denn er sucht seine unangemessene Titelwahl nach Möglichkeit
zu motivieren, indem er sagt, es sei beim ersten
Anblick der Bilder unwillkürlich der mit den Absichten
des Autors keinesfalls ganz übereinstimmende, aber sinnfällige
Ausdruck „photographierte Geister" gewählt worden,
weil er am besten den Eindruck wiedergebe, den ein oberflächliches
Durchblättern des starken mit 150 Abbildungen
und 30 Tafeln versehenen Bandes erzeuge.
Diese Motivierung des Rezensenten, der einem wissenschaftlichen
In pressionismus ergeben zu sein scheint, weil für ihn
die Flüchtigkeit des ersten Eindruckes maßgebend ist, hat,
von der Haltlosigkeit derselben ganz abgesehen, in Wirklichkeit
den Effekt, die wissenschaftliche Bedeutung des betreffenden
Buches gleich im voraus zu diskreditieren.
Die kritische Beurteilung, die das Werk in dem so
unpassend übeschriebenen Artikel erfährt, ist denn auch
so gehalten, daß die Erwartungen, die der Leser an diesen
Titel knüpft, nicht enttäuscht werden. Das Beweiskräftige
wird übergangen und ein Minimum von scheinbaren Verdachtsmomenten
, die selbst dann, wenn sie sich nachträglich
als begründet erweisen sollten, das Erstere nicht entkräften
Erichsen bereit, ihn hier auf experimentellem Wege über den gegenwärtigen
Stand der Pendelsache zu informieren, es alsdann ihm
anheimstellend, entweder seine Gegnerschaft zu stärken oder sich
von deren Grundlosigkeit zu überzeugen. Herr Erichsen Meli diese
briefliche, an die Adresse ,Bayrischer Hof in München gerichtete
Aufforderung unbeantwortet; sie ergeht daher öffentlich. Bayreuth,
9. Dez. 1913. F. Kallenberg/
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