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Kaindl: „Photographierte Geister/4
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artig eine Situation erhellen, welche der Verfasser nach
Jahren mühevoller Forschung nicht ganz aufzuhellen vermochte
, die ein Problem, das seiner Intelligenz nach fünfundzwanzig
Jahren nicht zu lösen gelang, schon nach
wenigen Sitzungen als abgetan erachten.
Die Mehrzahl der Menschen läßt sich durch solche
flüchtige Äußerungen von „Intelligenz" verblenden und so
erging es auch dem Kritiker von Dr. Schrenck-Notzing's
Buch, denn er schreibt:
„Das Gutachten des Privatdozenten Dr. Kafka, das
vor allem die Unsicherheit der sinnlichen Wahrnehmung
unter den gegebenen Umständen betont, wurde nach einigen
Sitzungen, denen der Gelehrte beiwohnte, abgegeben und
fiel recht ungünstig für das Medium und seine Produktionen
aus. — Es muß anerkannt werden, daß Schrenck-Notzing
mit großem Fleiß und noch größerem Eifer den ernsten
Versuch gemacht hat, den mediumistischen Materialisationserscheinungen
wissenschaftlich näherzutreten.--Er ist
<ler Ansicht, daß der Mediumismus seine eigenen Gesetze und
Erscheinungsformen hat, die wir einfach noch nicht kennen.
— Aber trotz der großea Arbeit des Verfassers, trotz oder
vielmehr wegen einiger der beigegebenen Bilder ist es uns
nicht möglich, die aufgerollten Probleme mit der tiefen und
man muß wohl sagen gläubigen Uberzeugung des Autors
als gelöst zn betrachten/
Den Kritiker läßt es ziemlich gleichgiltig, daß die
Phänomene der Eva C, zu welcher er ohnehin kein rechtes
Vertrauen fassen kann, da sie auf ihn den Eindruck einer
rech! schlau aussehenden algerischen Französin macht, in-
M)feme eine Bekräftigung finden, als die von einem zweiten
Medium, Stanislawa P. produzierten Phänomene im Wesentlichen
den gleichen Charakter aufweisen; denn er tut das
letztere Medium mit folgenden Worten ab: „Von Stanislawa
P., die auch aus dem Munde gewebeartige Massen
(juellen läßt (scheinbar trotz eines engmaschigen Gesichts-
sehleiersj und einmal einen Pantoffel hervorbringt, ist nicht
viel zu sagen, da ihre Kreationen gegen die der Eva (\
sozusagen in den Kinderschuhen stecken/
Anstatt zu konstatieren, daß der Verfasser durch seine
langjährige Forschung zu dem Schlüsse gelangte, daß alle
von den Spiritisten behaupteten Erscheinungen der Hauptsache
nach auf Tatsächlichkeit beruhen, wiewohl er ihren
Erklärungen zurzeit nicht beipflichten könne, beginnt der
Rezensent seinen Artikel mit der üblichen, schon oft gehörten
Tirade, daß die Hochflut des Spiritismus schon längst
abgeflaut, und die seinerzeit mit Erfolg exekutierte Ent-
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