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26 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 1. Heft. (Januar 1914.)
larvung. berühmter Medien mangels solcher Objekte recht
eigentlich gegenstandslos geworden sei, und daß man eben
nicht mehr an Geister und Materialisationsphänomene
glaube, die damals dem Herübergreifen Verstorbener in
unsere Lebensphäre zugeschrieben wurden. —
Auf das im Buche behandelte Hauptproblem der Ideo-
plastik einzugehen, hat der Kritiker vermieden, ja er verschmäht
es sogar, sich der es betreffender; und vom Verfasser
häufig gebrauchten Bezeichnungen „Teleplastik" und
,,Teleplasnia" zu bedienen, und benützt statt dessen konsequent
den Ausdruck „Materialisation"
Was mich betrifft, so würde ich den Ausdruck „Ideo-
plastik" bevorzugen und zwischen einer internen und externen
(oder nach Mayo eso- und exo-neuralen) Ideoplastik unterscheiden
, wovon die erstere jene Phänomene beträfe, die
wie die Wundmale des Franz von Assisi oder der Louise
Latea i dadurch zustande kämen, daß die ideative (ideenbildende
) Kraft sich innerhalb des Organismus (esokorporal)
auch formativ (formbildend) betätigt; die letztere aber jene
Phänomene umfaßte, die, wie die Materialisationen, dadurch
entstünden, daß die ideative Kraft infolge Exteriorisation
ihres psyehophysisehen Substrates außerhalb des Körpers
i exokorporal) formativ in Tätigkeit tritt, übrigens scheint
mir auch die interne Ideoplastik darauf zu beruhen, daß
das psychophysische Substrat infolge einer teil weisen
Lockerung seiner organischen Bindung unter den direkten
Einfluß der ideativen Kraft kommt.
Die Transfigurationen des Mediums kommen höchst
wahrscheinlich dadurch zu stände, daß sich die mit for-
mativer Kraft ausgestattete „Ideation" peripherisch, d. h.
an dessen Körperoberfläche od er an beson d eren Teilen
derselben betätigt, um Um - und Uberbildungen daran
vorzunehmen.
Da die Kritiker von Dr. Schrenek's Werk*) — die gelehrten
, die die Xase in seine Untersuchung flüchtig hineingesteckt
, nicht ausgenommen — die Geschichte des natürlichen
Somnambulismus und seiner Tatsachen nicht kennen,
so glauben sie sich Ausnahmserscheinungen gegenüber zu
befinden, die sie um keinen Preis zugeben können; hiefür
können aber nicht die Phänomene, noch kann Dr. Schrenck,
der sie zum Gegenstand seines Studiums gemacht hat, noch
das Medium, verantwortlich gemacht werden, sondern nur
jene Kritiker, welche sich ohne gehörige Vorbereitung und
*) Auch „Die Zeit" brachte jüngst eine abfällige Besprechung.
- Red.
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