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34 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 1. Heft (Januar 1914.)
burg's Schreiben abwarten. Aber Dr. v. Schrenck befindet
sieh seit einigen Tagen wieder in Paris, könnte und würde
aber nur — auf sein Buch verweisen, das die Antwort schon
enthält. Doktor von Wellenburg hat bekanntlich nachgewiesen
, daß „sämtliche Dinge, die das Medium angeblich
aus dem Nichts produziert, sehr wohl von einem Menschen,
wenn sie nur richtig vorbereitet werden, geschluckt und
wieder heraufgewürgt werden können, ohne daß man von
diesem Vorgang etwas hört und ohne daß der Ruminant
irgendwie seiner Hände sich hierzu zu bedienen braucht*.
Ich will nicht in Abrede steilen, daß diese Auffassung der
Erscheinungen sehr plausibel scheint und auch sehr nahe
liegt, zur „Erklärung" eines Teiles der Phänomene auch
ausreicht. Aber täuschen wir uns nicht! Nachahmen läßt
sich schließlich alles, aber nicht unter denselben
Bedingungen nachahmen! Daher verweise ich hier
auf zwei Sitzungen, die unter Bedingungen stattfanden, die
ein Zustandekommen der Phänomene auf die von Dr.
v. Wellenburg angenommene Weise absolut ausschließen.
In der Sitzung vom 16. Mai 1913 in Paris wurde der
Kopf des Mediums Eva C. in einen an den Halsteil genähten
schwarzen Schleier von starkem Tüll ganz eingenäht
und hierauf der Schleier durch Vernähen mit dem Halsansatz
des Trikots befestigt. Die Nachprüfung der Naht
rings um den Hals ergab, daß die Maschen zu dicht waren,
um einem Finger Durchgang zu gewähren. Zwanzig Minuten
nach Beginn der Sitzung wird eine weiße Substanz aus dem
Munde L Eva C, wif eine große Zunge heraushängend,
sichtbar, und scheint durch die Schleiermaschen zu dringen.
Dr. Bourbon und de Vesme beobachten zunächst das weiße
Stoffstück auf der Brust und ein Fingerfragment, das in
der Größe und Form einer weiblichen erwachsenen Person
angehören könnte. Dr. Bourbon und Mme. Bisson stellen
fest, daß dieser ganz plastisch entwickelte Finger sich in
seinen Gelenken bewegt und Beuge- und Streckbewegungen
vollzieht. Dann verlängert sich der Streifen, in eine Art
Schnur übergehend, springt auf den rechten Arm, um
schließlich im Schoß liegen zu bleiben. Hier beobachtet
Dr. v. Schrenck den Finger, zwischen den Xnieen des Mediums
liegend, aus nächster Nähe. Das Nagelbett ist deutlich
sichtbar. Während die Platten von Dr. v. Seh. gewechselt
werden, legt sich dieses mehrgliedrige Fingerfragment in
die rechte Handfläche des Dr. Bourbon und erzeugt dort
eine rotierende Bewegung um seine Längsachse, so daß über
die plastische Ausbilden? des Gliedes klin Zweifel bestehen
kann. Die Berührungsempfindung war diejenige eines festen,
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