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Kaindl: „Photographierte Geister."
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kühlen, feuchten Gegenstandes. Dann zog sich das Ganze
zurück und verschwand, wie wenn es vom Medium resorbiert
würde. Nach Schluß der Sitzung wird bei elektrischem
Licht eine genaue Nachprüfung vorgenommen. Das Schleiergewebe
zeigt keine Löcher, und die mit dem Halsteil des
Kleides verbindende Naht ist nirgends defekt. Der Versuch,
mit einem gespitzten Bleistift an irgendeiner Stelle ohne
Verletzung der Naht durchzudringen, mißlingt. Die Größe
der Schleiermasche selbst beträgt zwei Millimeter im Quadrat.
Beim Anziehen des Trikots braucht der Schleier nur am
hinteren Halsteil vernäht zu werden, um den Kopf Eva's
vollkommen abzuschließen. In der Wirklichkeit befindet
sich Eva\s Körper unter diesen Versuchsbedingungen (in
Trikot und Schleier eingenäht) wie in einem Käfig, der
nur die Hände frei läßt. Nachkontrolle des Mediums, des
Sitzungskostüms und des Kabinetts negativ. —
Dr. v. Schrenck schließt das Protokoll mit den Worten:
„Die subjektive und objektive Feststellung der Vorgänge
erfolgte am 16. Mai 1913 unter den sorgfältigsten Versuchsbedingungen
, so daß es nicht leicht möglich sein wird, gegen
die Genauigkeit der Beweisführung begründete Einwände
zu erheben."
Ein interessantes Analogon zu dem oben beschriebenen
Experiment lieferte die Sitzung mit dem zweiten Medium,
Stanislawa P., in München am 1. Juli 1913.
Versucht man, die von Dr. v. Wellenburg gegebene
Erklärung auf die unter so strenger Kontrolle eingetretenen
Phänomene anzuwenden, so tritt die Haltlosigkeit dieser
Erklärung zutage. Wir werden uns daher vorläufig mit der
Hinnahme der Tatsachen als Faktor zufriedengeben müssen.
Wilhelm Wrchovszkv, M. S. P. R.Ä
Zur Methode der Transzendentalforschung.
Von H. Hänig, Kand. des höheren Lehramts (Leipzig).
Der um die Erforschung des Transzendentalen hochverdiente
französische Physiologe Ch. Eichet hat bekanntlich
die Parole ausgegeben: so viel wie möglich experimentieren
und so scharf wie möglich beobachten, aber ja keine Hypothesen
aufstellen; denn die Zeit der Hypothesen ist noch
nicht gekommen. Er hätte das so ergänzen können: wenn
die Zeit dazu gekommen ist, dann sich vor allem die Methodik
des Schließens überlegen, die hier anzuwenden
ist, und dann erst zur Aufstellung von Hypothesen
schreiten. Ist das überhaupt nötig?, wird man fragen; die
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