Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 43
(PDF, 179 MB)
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Th. H.: Eine kritische Studie über die Willensfreiheit der Seele. 48

gesetzt, daß der Mensch sich in jedem Falle willkürlich
entscheiden kann, andernfalls, er gegen dieses Recht verstößt
und keine Befugnis zur Vergeltung hat. Gälte
Willkür, so könnte es kein Vertrauen zum Mitmenschen
geben, jede Erziehung wäre ausgeschlossen, jeder moralische
Fortschritt unmöglich. Soll sich der Mensch willkürlich
für das Gute oder Böse entscheiden, so gäbe es kein
moralisches Ziel, denn es käme nicht darauf an, daß man
das Gute tut, sondern daß man sich willkürlich entscheidet.
Eine Aufgabe des Menschen und der Menschheit ist damit
auf der Erde unmöglich gemacht. Nach dem. was wir bewiesen
haben, ist gerade die Willkür ein hauptsächlicher
Grund für die Schlechtigkeit der Menschen. Gegen die
Willkür spricht auch schon das sogenannte Verantwortungsgefühl
, was im Grunde der Antrieb des Gewissens ist, und
eben das Gewissen.

II.

Das Schicksal der Seele.

Folgende wesentlichen Eigenschaften der Seele sind
aus Erfahrungstatsachen festgestgestellt worden. Sie ist
immateriell*), individuell und einfach. Aus der einheitlichen
und einfachen Auffassung der Seele folgt allerdings noch
nicht die Einfachheit der Seele selbst; den vollen Beweis
hierfür liefert uns erst die Moral. Zu diesen Eigenschaften
müssen wir noch das potentiell logische, ästhetische und
ethische Vermögen rechnen, das als eine „Kraft* in der
Seele ruht, aber erst bei der Verbindung mit dem Körper
tätig wird. Das Selbst- und Ichbewußtsein entspringt aus
der Beziehung auf Außendinge und der Unterscheidung des
Ichs von dem Nichtich Daß das Selbst- und Ichbewußtsein
keine unverlierbare Eigenschaft der Seele ist, geht aus
der Erfahrungstatsache hervor, daß es in gewissen Zuständen
schwindet, so im Schlaf, in der Betäubung usw. Daraus
erhellt, daß dieses Bewußtsein ein Produkt der Verbindung
von Leib und Seele ist, und nur dann ins Dasein treten
kann, wenn Körper und Seele in tätiger Wirkungseinheit
stehen.

*) Das steht empirisch durchaus nicht fest, im Gegenteil
«sprechen verschiedene, gerade durch die experimentelle neuere Psychologie
okkultistischer (speziell magnetischer) Bichtung eher für
die Aunahnie, daß man sich die Beele als feinste Weltsubstanz, also
als Ätherwesen oder als ein dynamisch wirkendes Kraftzentrum
, bezw. —ähnlich wie die Elektrizität — als besonderen
Bewegungszustand der Materie vorzustellen hat. Es sollte also statt
„ im materiell* heißen: „übersinnlich* oder „sinnlich nicht wahrnehmbar4
, wie alle Kräfte nur an ihren Wirkungen erkennbar. — Red.


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