Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 45
(PDF, 179 MB)
Bibliographische Information
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Th. Ii.: Eine kritische Studie über die Willensfreiheit der fcfeele 45

sich Gott richten, folglich kann sein Wirken nicht mehr
unabhängig sein. Hieraus ergibt sich mit Notwendigkeit,
daß Gott die Seele nicht dann erschafft, wann seine oder
der Menschen Freiheit unmöglich ist Die Existenz einer
Seele von der Laune des Menschen abhängig zu machen,
erscheint ungerecht und absurd. In der Natur herrscht
das Gesetz, daß die Summe des Stoffes und der Kräfte
konstant ist; daß auch im Geisterreiche die gleiche Beharrlichkeit
besteht, ist demnach nicht unbegründet.

Wenn also die Seele bei der Erzeugung des Körpers
nicht von Gott erschaffen wird, noch sonst eine begründete
Meinung sich für diese Ansicht anführen läßt, die mit der
Gerechtigkeit und der Moral im Einklang stände, so muß
sie Präexistenz haben. Hätte die Seele ohne Verbindung
mit dem Leibe Ichbewußtsein, so müßten wir von unserer
Fräexistenz wiesen. Da aber das nicht der Fall ist, so
existiert die Seele ohne dieses Bewußtsein, was auch mit
der Erfahrung übereinstimmt. Was folgt nun aus dem
Vorhergehenden für die Seele nach dem Tode ? Wenn die
Seele immateriell, individuell und einfach ist, so kann sie
sich nicht auflösen, muß also fortbestehen; und zwar als
unbewußtes, inhaltleeres Wesen. Da sie unvollkommen
ohne Verbindung mit dem Körper ist, nur mit ihm tätig
sein kann, so drängt sich die Notwendigkeit auf, daß sie
nach der Trennung vom Leibe wieder mit einem neuen
Körper verbunden wird. Dies erhellt auch noch aus einem
andern Grunde. Die Menschheit entwickelt sich, schreitet
in der Moral und Kultur fort; würde nun die Seele nach
dem Tode sich auflösen, so könnte der Mensch die Früchte
seines Schaffens nicht ernten, worauf er doch ein ßecht
hat. Gibt es kein Fortleben der Seele und keine Wiedergeburt
, so müßte man an einer vernünftigen und gerechten
Weltregierung verzweifeln. Es ist die Voraussetzung für
Moral und Kultur, daß die Seele fortlebt, und nur eine
Forderung der Gerechtigkeit, daß der Mensch erntet, was
<jr mit seinem Schweiße und Blute errungen hat. Das
instinktive Streben nach einem vollkommeneren Zustande
müßte sonst auf brutaler Täuschung beruhen. —

Ebenso haltlos ist es, zu sagen, wir arbeiten für kommende
Geschlechter, indem es uns doch gleichgültig sein
kann, wie es ihnen geht, wenn wir in das Nichts gesunken
sein würden. Es ist aber nicht notwendig, ,daß wir uns
unserer früheren Existenz bewußt sind. Die Erinnerung
an ein früheres Dasein, wo man vielleicht so manche bittere
Erfahrung gemacht hat, wäre auch gar nicht vorteilhaft.
Zwar geht auch manche angenehme Erinnerung, so z. B. an


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