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JReich: Theologie mit und ohne Gott.
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daß ein namhafter Gelehrter über das Hellsehertum spricht
und damit ein Gebiet berührt, das bisher von der Wissenschaft
fast ängstlich gemieden wurde. T. T.
II. Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Theologie mit und ohne Gott.
Von Dr. med., phil, scient. et lit. Eduard Reich
(La Panne-Bains in Belgien).
Gleichwie man ans Kaffeebohnen Kaffein, den eigentlichen
wirksamen Stoff herauszog und sodann immer noch
von Kaffee sprach, so versuchte man es, aus der Theologie
die Gotteslehre herauszuziehen und dabei immer noch von
Theologie zu sprechen Man will da noch den Namen
Gottes nennen, nachdem man Gott abgesetzt und zum
Fenster hinausgeworfen, und die Helden dieses Dramas
bekennen sich selbst als Theologen und jeder Eingeweihte
lacht über diese Theologen, welche die Moral der Philister
und Monisten verkündigen und an dem Saft des mit Zorn
und Studium verdorbenen Darwinismus sich berauschen.
Wenn Theologen solcher Gattung Religion verkünden, so
ist da nicht von Religion im eigentlichen Sinne die Rede,
sondern von einem verstümmelten Nachwerk ungeschicktester
Art, welches garnichts mit Religion gemein hat und nur
Egoismus atmet; denn genannte Theologen arbeiten stark
in Monismus und erweisen sich als Leibeigene des Materialismus
und Egoismus.
Alle Wissenschaft, Philosophie und Religion führt um
so mehr zur Erkenntnis des Daseins Gottes als absoluter
Persönlichkeit, auf je höherer Stufe der Entwicklung sie
sich befindet; so lange sie in Kinderschuhen läuft, solange
verwirft sie den Glauben an Gott und wendet sich dem
Irrtum zu. In diesem Stadium der Unvollkommenheit und
Halbheit traf die freiere Theologie mit der Naturkunde
zusammen und ließ durch deren verfälschten Darwinismus
sich beeinflussen, kam zur Leugnung Gottes, preßte also der
Zitrone den Saft des Lebens aus und ersetzte Gott durch
die ausgepreßten Treber. Solcher Art vewirrte sich das
Exempel und es kamen Widersprüche und Disharmonie
zur Geltung; es wurde die Seelsorge stark betroffen, das
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