Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 84
(PDF, 179 MB)
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84 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1914.)

moralische Leben stark beeinflußt. Der Prediger ereifert
sich über sittlichen Verfall der Bevölkerung, und der Theologe
bot die Hand zu Einleitung des Verfalls, indem er dazu
beitrug, Religion und Theologie gottlos zu machen, ihres
eigentlichen Ausgangs- und Zielpunkts zu berauben.

Im religiösen und moralischen Leben kann übermenschliche
Autorität, also der absolute, schöpfende Gott mit seiner
moralischen und physischen Weltordnung, nicht unterdrückt
werden; denn es kommt deren Notwendigkeit überall zutage,
woselbst von Erkenntnis durch Geist und Gemüt die Rede
ist, woselbst gelebt, erzogen und geheiligt werden soll. Gott
gehört zur Religion, zur Seelsorge und Theologie, zu Metaphysik
und Moral als Ausgangs- und Endpunkt, und wäre
es möglich, Gott auszulöseben, so wären Religion, Seelsorge,
Metaphysik und Moral ausgelöscht.

Aber Religion ist nicht auszurotten, da sie der Seele
angeboren ist; die Seele ist unsterblich, also unzerstörbar;
Moral, als Äußerung der Seele, kann nicht vertilgt werden;
wenn dann alles so sich verhält, gibt es von dem Augenblick
an keine Theologie mehr, da Gottes Sein geleugnet wird,
somit auch keine Religion, keine Moral mehr. Und wer
Religion und Moral ausschließt, schließt die Seele aus, und
wer die Seele leugnet, verwirft den Organismus, welcher
Erzeugnis der Seele ist, und wer Seele und Organismus
verwirft, schleudert das Leben über Bord und ist damit
beim Nihilismus angelangt. Theologen also, welche der
Lehre von Gott, dem Absoluten, Lebewohl sagen, endigen
mit Nihilismus und entziehen der Menschheit den Boden
unter den Füßen.

Der Seelsorger darf dem Religiösen, allem Volke, keine
ausgebrannten Schlacken bieten, zu denen die gottberaubte
Theologie gehört, sondern muß das nährende und erquickende
Brot des Lebens darbieten, zu welchem die gotterfüllte
Religion gehört. Der atheistische Geistliche kann nicht als
Seelsorger betrachtet werden, weil Atheismus und Religion
einander ausschließen und Seelsorge Anwendung reiner
Religion ausmacht. Seelsorge mit wirklicher Religion setzt
Heil, mit gottberaubter Religion aber Unheil. Wollen die
Geistlichen, welche Gottesglauben mit Atheismus vertauschten,
Ehrlichkeit beweisen, so müssen sie aufhören, Seelsorge auszuüben
und von der Kirche, der sie bisher angehörten, sich
lossagen. Solches aber tun die wenigsten, weil das Amt
ihnen Brot in das Haus bringt, und werden so Heuchler. Ohne
das System des Tantum-Quantum wären sie weder Atheisten,
noch Heuchler geworden, sondern hätten nach dem Drange
des Gewissens und der unverdorbenen Instinkte gehandelt.


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