http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0093
86 Psychische Studien. XU. Jahrgang. 2. Heft (Februar 1914.)
schaft stellt als Bildsäule auf dem Markte und wird schon
seit sehr geraumer Zeit von Kreaturen der Alltäglichkeit
angebetet. Nunmehr kommen Theologen und tragen das
Götzenbild in den Tempel der Religion und betreiben den
Kultus kaufmännisch, und werden so zu Baalspfaffen
moderner Art.
Könnte man ein Machtwort sprechen und die Gattung
Mensch augenblicklich zu jener höheren Stufe innerer
Kultur emporheben, auf welcher Tantum-Q,uantum völlig
erloschen ist, so sähe man binnen kurzem nichts mehr von
atheistischer Theologie, nichts mehr von Theologen monistisch
-atheistischer Art, welche die Posaune des ungeschickt
verfälschten Darwinismus blasen, auch nichts mehr von den
Götzensäulen des Marktes und jener Kirchen, welche mit
Angebot und Nachfrage, Kauf und Tausch verschwistert
sind, aber es erschienen andere Bilder: die der Freiheit,
Tugend, Wohlfahrt, Heiligkeit und Glückseligkeit.
Zur Methode der Transzendentalforschung.
Von H. Hänig, Kand. des höheren Lehramt«» (Le'pzig).
(Schluß von ^eite 41)
Wir haben schon damit dasjenige Prinzip erwähnt, das
nach alle dem, was bis jetzt gesagt worden ist, allein in Betracht
kommt, wenn es gilt eine Entscheidung auf diesem
Gebiete zu treffen. Es ist nicht zu fragen: welche Erklärung
ist normal und welche supranormal, sondern: welche
wird der betreff enden Tatsache am meisten
gerecht? Dabei wird man allerdings insofern von dem
normalen Standpunkte ausgehen können, als man fragt:
Gibt es in dem betreffenden Falle nicht etwa
Faktoren, die uns nötigen, bei der normalen
Erklärung stehen zu bleiben, bezw. die uns nahelegen
, sie anzunehmen, nicht etwa, weil wir dadurch eine
„normale* Erklärung erhalten, sondern weil wir auf die*o
Weise den Tatsachen am besten gerecht werden ?
Ist das nicht der Fall und ist auch keine der beiden
Erklärungen von vornherein auszuschließen, so haben wir
den Fall, daß die normale Erklärung möglich ist d. h. daß
keine Faktoren vorhanden sind, die uns nötigen, sie als
unwahrscheinlich zurückzuweisen oder als wahrscheinlich
einer anderen vorzuziehen. Da wir aber auch mit der transzendentalen
Erklärung als einer möglichen rechnen müssen,
solange nicht die normale wahrscheinlich oder sicher ist,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0093