Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 92
(PDF, 179 MB)
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92 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1914)

annimmt, solange sie ungezwungen ist, d. h. solange es keine
Faktoren gibt, die dagegen sprechen. Diese Erklärung ist
also durchaus möglich, muß sie aber deshalb richtig sein?
Wir sahen, daß eine unbefangene Forschung andererseits
auch mit der transzendentalen Möglichkeit rechnen muß,
solange sie nicht ausgeschlossen oder unwahrscheinlich ist.
Ist das Letztere hier der Fall? Sicher nicht; denn es läßt
sich kein Argument vorbringen, warum in unserem Falle
die transzendentale Erklärung nicht ebenso möglich sein
könnte als die normale. Auf welche Weise iäßt sich darüber
aber überhaupt zu einer Entscheidung kommen ? Uber das
Transzendente können wir nichts sagen; wir müssen uns
daher bei dieser Frage wieder an das uns allein zugängliche
normale Gebiet halten: gibt es hier nicht etwa Faktoren,
die uns von vornherein nötigen bezw. uns sehr nahelegen, die
normale Erklärung anzunehmen? Denn ist das der Fall,
so wird auf der anderen Seite die transzendentale Erklärung
kaum richtig sein, bezw, sie wird so unwahrscheinlich sein,
daß wir mit ihr nicht zu rechnen brauchen.

Wie liegt also die Sache in unserem Falle? War aus
natürlichen Gründen zu erwarten, daß diese Vision zu der
betreffenden Stunde bei jener Dame auftrat, bezw. war ein
solches Auftreten von vornherein wahrscheinlich ? Man wird
das von wissenschaftlichem Standpunkte vielleicht von vornherein
bejahen und sagen 1. die Betreffende hatte natürlich
im Unterbewußtsein die Besorgnis, daß die Krankheit des
Gatten mit dem Tode endigen würde; 2. sie hatte (was wir
schon festgestellt haben) im Unterbewußtsein das Bild von
dem sterbenden Christus als das erhabenste Beispiel einer
sterblichen Persönlichkeit, das wir kennen; 3. die Betreffende
war, wie feststand, sehr religiös; 4. die Betreffende hatte zwar
nach ihrer Angabe weder vorher, noch nachher eine Halluzination
gehabt, aber sie glaubte unmittelbar nach dem Tode
des Gatten dessen „Geist* gesehen zu haben, d. h. sie war
also mindestens zu jener Zeit (während der Krankheit und
eine Zeit lang nach dem Tode) Halluzinationen zugänglich;
5. das unter 2. angeführte Bild mußte sich also typisch mit
der unter 1. angeführten Besorgnis verbinden, wie es z. B.
wahrscheinlich ist, daß ein Soldat, der eine Schlacht mitgemacht
hat, wenn er ein dem Kanonendonner ähnliches
Geräusch hört, sofort an die Schlacht denkt, die er erlebt
hat; dieser Vorgang, durch den jenes Bild genötigt wurde,
über die Schwelle des Bewußtseins zu treten, ist durch die
unter 4. mitgeteilten Tatsachen zum mindesten als sehr wohl
möglich erwiesen und gewinnt durch 3. von vornherein noch
erheblich an Wahrscheinlichkeit; daher haben wir 6. gar


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