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94 Psychische Studien. XLJ. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1914.)
der Patientin dem Eingreifen von transzendenten Intelligenzen
zuschrieben. Liegen hier Umstände vor, die uns
nötigen, die transzendentale Erklärung heranzuziehen? Sicher
nicht; denn der Fall läßt sich auf normale Weise völlig
erklären. Nötigen uns gewisse Faktoren, bei der normalen
Erklärung stehen zu bleiben? Die betreffende Person war
hysterisch und pathologisch und zeigte gute Fälle von
Entdopplung der Persönlichkeit, wie die Entwicklung der
von ihr konstruierten somnambulen Persönlichkeit zeigt
(S. 40 ff.), ebenso die Bekanntschaft mit dtr Seherin von
Prevorst (S. 45, 89) etc. Die Betreffende gab ferner analog
das, was sie wachend von den Gesprächen der Anwesenden
(bezw. auf andere Weise) gehört hatte, im somnambulen
Zustande in entstellter Form wieder. Nun erinnern die in
den mystischen Kreisen gegebenen Worte (Persus, Fanus,
Nemus etc.) so deutlich an Namen von Sternen, daß wir
sie nur als Reminiszenzen aus der populären Astronomie
auffassen können (S. 117). Dazu erinnert sich der Verfasser
S. 53, daß kurz vorher mehrere Maie in Gegenwart von
Fr. S. W. von repulsiven und attraktiven Kräften gesprochen
wurde im Anschluß an Kant's „Naturgeschichte des Himmels",
ferner von Gesetzen der Erhaltung der Energie, von ihren
verschiedenen Formen etc.
Was war also in diesem Falle zu erwarten?: 1. daß
die B treffende, wenn sie sich in ihrem pathologischen
Zustande befand, Eindrücke wiedergab, die sie während
ihres Wachbewußtseins empfangen hatte; 2. da sie nachweislich
die Seherin von Prevorst kannte, lag es nahe, zu
erwarten, daß die Eindrücke, die sie von dieser Seite
empfangen hatte, in ihrer Phantasie in erster Linie eine
Rolle spielten; 3. ebenso nahe lag es, zu erwarten, daß sie auch
sonstige Eindrücke, soweit sie nach ihrer Erfahrung für den
Inhalt der mediumistischen Erzeugnisse in Betracht kamen,
während ihrer pathologischen Zustände wiedergab; 4. da für
diese Erfahrung in erster Linie wieder die Seherin von Prevorst
in Betracht kam und bei dieser die mystische Naturwissenschaft
mit ihren Kreisen eine große Rolle spielte, lag
die Erwartung nahe, daß auch die Patientin eine ähnliche
mystische Naturwissenschaft konstruieren würde; 5. war es
sehr wahscheinlich, daß sie zu dieser Konstruktion sowohl
die Begriffe haranzog, mit denen die Seherin ihre Naturwissenschaft
konstruiert hatte, als auch andere Begriffe, die
sich hierauf bezogen und die sie vor längerer oder kürzerer
Zeit einmal perzipiert hatte, also Begriffe aus der Astronomie
, Mechanik etc. Da nun alle diese Erwartungen sich
durch unseren Fall bestätigen (die von da gezeichneten
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