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Kaindl: Zur Frage der Wünschelrute.
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Eigenschaften der Materie, — welche er mit dem Ausdruck
„Kraftströme" bezeichnet — auffinden, welche in ihm durch
Reflexwirkung gewisse sympathische Bewegungen, ihm
selbst unbewußt, hervorrufen.
Als ein in das Gebiet der Magie oder der magischen
Psychophysik gehöriges Phänomen wird die Wünschelrute
von du Prel bezeichnet, wenn er sagt: „Aller magischer
Wahrnehmungsweise liegt ein auf unser Unbewußtes
geschehender Einfluß zugrunde. In das Naturganze eingegliedert
, in dem alles auf alles wirkt, kommen wir doch
durch unsere Sinne, deren Anzahl und Leistungfähigkeit
beschränkt ist, nur teilweile zu bewußten Wahrnehmungen;
der größte Teil der erfahrenen Einflüsse bleibt uns unbewußt
. Die okkulten Fähigkeiten bestehen nur darin, daß
solche Einflüsse, die beim normalen Menschen unterhalb
der Empfindungsschwelle verlaufen, ausnahmsweise über
diese gehoben werden und im Bewußtsein auftauchen.
Wenn wir nun die Empfindungen untersuchen, die sich
beim Rutengänger einstellen und aus welchen er auf die
Anwesenheit, Tiefe und Mächtigkeit unterirdischer Wasser-
und Metalladern schließt, so ist vorweg zu hoffen, daß wir
dabei Analogien mit anderen magischen Vorgängen begegnen
, wodurch dann das Phänomen der Wünschelrute aus
seiner Isoliertheit befreit und der Erklärung zugänglich gemacht
wird.
Das in der Magie wirkende dynamische Agens (exte-
riorisierte Nervenkraft) zeigt sich in intimster Abhängigkeit
vom psychischen Zustand des Agenten. Das zeigt sich bei
allen magischen Phänomenen und so auch bei der
Wünschelrute. Es ist dies eine große Fehlerquelle, die
unzuverlässige, ja sich widersprechende Resultate herbeiführt
, so daß man leicht verführt wird, mit Paracelsus zu
sagen: „Virgula divinatoria fallax est." Eine der Ursachen
aber, welche die subjektive Disposition des Rutengängers
verändern, ist psychischer Natur und heißt Autosuggestion.
Wer sich vom Zweifel anstecken läßt, kann Mißerfolg
haben, trotz vorheriger Erfolge. — Dasselbe gilt nach
Zeidler von der Fremdsuggestion. — Daß die psychische
Disposition sogar der Zuschauer das Phänomen beeinflussen
kann, zeigt, wie die ganze Magie, so auch die Wünschelrute
. Wenn wir aber nun sehen, daß die Suggestion nicht
nur den wirklichen physikalischen Einfluß aufheben,
sondern auch den nicht vorhandenen ersetzen kann, daß die
Rute sich intelligent zeigt und nur auf die gesuchten
Gegenstände schlägt, so mündet unser Problem in die
transzendentale Psychologie ein, wo es noch weiter von
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