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98 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1914.)
seiner Isoliertheit befreit wird, indem die Wünschelrute
nur eines der vielen in der Magie vorkommenden Mittel
ist, Verborgenes zu entdecken." —
Während du Prel, wie man sieht, eine erfolgreiche
Lösung dieses Problems davon abhängig macht, daß es
nicht vereinzelt, sondern in Verbindung mit anderen metapsychischen
Problemen studiert werde, ist man heute darauf
bedacht, es vollkommen isoliert zu behandeln und sogar
den Schwerpunkt auf die physikalische Seite desselben
zu legen.
Diesen letzteren Fehler beklagt schon Dr. Mayo mit
folgenden Worten: „Es ist übrigens höchst bedauerlich, daß
von den Forschern, welche sich diese Erscheinung zum
Gegenstande weiterer Untersuchung machen, nur sehr
wenige die Ansicht Reiehenbseh's, nach welcher das Od,
wenn es auch vielfache Verwandtschaft mit der Elektrizität
und lern Magnetismus zeigt, doch ein von diesen Dyna-
miden^gänzlich verschiedenes Prinzip ist, ganz unbeachtet
lassen. ——
Du Prel glaubt, daß eine vollkommene Lösung des
Problems der Wünschelrute erst möglich sein wird, wenn
man den Magnetismus (das Od, die Nervenkraft) als das
Agens in der magischen Physik erkannt haben wird.
Obschon du Prel meines Wissens sich keiner praktischen
Erfahrungen in Bezug auf diese Erscheinungen
rühmen konnte, so dürfte er doch infolge seines umfassenden
Wissens auf diesem und dem ganzen damit in engstem Zusammenhange
stehenden Er^cheinungsgebiete schon vermöge
des hierdurch gewonnenen Uberblicks mehr in der
Lage sein, eine richtige Erklärung zu geben, als jene,
welche ohne solche Kenntnisse experimentelle Studien von
einem einseitigen Gesichtspunkte aus betreiben *)
*) Ob ein Verband, der vornehmlich praktische Interessen verfolgt
, gerade besonders geeignet ist, ein pdychophysisch.es Problem zu
lösen, wie es sich in der Wünsohelrute und in anderen damit verwandten
Phänomenen darbietet, mag dahingestellt bleiben. Dr. F.
Aigner ist mir nicht unbekannt, da er unlängst hier einen Vortrag
gegen die Lourieswunder gehalten hat, jedoch ohne darin auch
nur den Versuch einer psychologischen Erklärimg zu machen, die
ihm doch gegenüber der katholischen Auflegung offen gestanden
hätte, während er sich statt dessen darauf verlegte, die vorliegenden
wohl bezeugten Tatsachen zu bestreiten. A. Kaindl.
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