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100 Psychische Studien. XLI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1914.>
Gewiß, ungeheure Kräfte liegen noch im Weltall verborgen
, die wir uns bis heute noch nicht zu nutz zu
machen verstanden haben, und viele unseren, auf das Materielle
gerichteten Sinnen unwahrnehmbare Wesen und
Formen erfüllen den Kaum. Den Auserwählten indes ist
manches vorbehalten, was für die Allgemeinheit nicht erreichbar
ist. Jedenfalls steht fest, daß unsere Wahrnehmung
eine ganz subjektive ist und jeweils wechseln
muß mit der Fähigkeit unserer individuellen Organe.
Darum durfte auch Goethe, der große Okkultist, der
die geistige Urpflanze zu erkennen vermochte, vieles erleben
, was dem Durchschnittsmenschen unverständlich gewesen
wäre. Offen und wahrheitsgetreu berichtete er uns
von Geistern, Gespenstern und Elementein; ersichtlich war
er für deren Empfang gerüstet.
Nicht angängig aber dürfte es erscheinen, einseitig
etwas zu verwerfen, nur weil die zur Erkenntnis einer Tatsache
notwendigen Sinnesorgane noch nicht genügend geschärft
sind. Werden wir doch fast alltäglich in die Lage
versetzt, uns zu überzeugen, daß sich sogar die Grenzen
unserer Erkenntnisfähigkeit ganz individuell verschoben
zeigen. Abgesehen davon, daß das menschliche, vermittelst
der physischen Organe betätigte Erkenntnisvermögen ganz
empfindliche Lücken aufweist! Camille Flammarion hat
versucht, uns diesen Mangel recht anschaulich vor Augen
zu führen. Weit erbauend auf dem Prinzip Helmholtz* von
der Tonbildung durch Ätherschwingungen, dazu eine interessante
Arbeit Crookes' benutzend, hat er in einer Tabelle
außerordentlich übersichtlich dargestellt, wie beschränkt
und lückenhaft die menschliehen Erkenntnisorgane zur Zeit
noch sind, resp. welch wichtige und umfangreiche Kräftestadien
wir noch nicht in unseren Dienst zu bringen vermocht
haben.
Da sehen wir zuerst, daß eine stete Steigerung der
elementaren Schwingungen den Ton so lange erhöht, bis
ihn schließlich das menschliche Ohr nicht mehr zu vernehmen
imstande ist. Darauf folgt eine Reihe noch
stärkerer Schwingungsgeschwindigkeiten, »deren Wirkung
für unsere Sinne nicht mehr wahrnehmbar ist.
Nun aber nahen wir uns — betrachten wir Flam-
marion's Zusammenstellung weiter — dem Gebiet der
Elektrizität, d. h. wir kommen zu einer noch höheren
Schwiwgungszunahme, bei welcher das vibrierende Medium
JMilieu] nicht mehr durch die Atmosphäre, sondern von feinem
Äther gebildet wird, bis auch dieses, bezw. dessen Äußerung von
uns nicht mehr erkennbar ist. Jetzt treffen wir auf ein
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