Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 105
(PDF, 179 MB)
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Walter: Mona Lisa und kein Ende.

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dorben hatte? Denn sie sah durchaus heiter, ja verführerisch
aus und der duftende Glanz ihrer schwarzen
Flechten wurde durch ihr zartes, bordeau - rotes Morgenkleid
noch gehoben.

Ich beschränkte mich also darauf, unschuldsvoll erstaunt
zu blicken — ich kann das ausgezeichnet, da ich in bewährter
Frauen Schule war und Nachahmungstalent besitze
—, und fand, daß ich daran gut getan hatte. Denn als nun
meine Frau, nach ein paar Augenblicken stummringender,
gegenseitiger Betrachtung, mit: „Schatz, nur heraus mit
der Sprache14 die halb ernsthafte, halb schelmisch - heitere
Inquisition wieder aufnahm, erkannte ich, daß ein erstes,
plumpes Manneswort mir zum mindesten einen schönen
Morgen verpatzt hätte.

„Also getrieben hab5 ich etwas,* begann ich und ließ
das „phantasiert" geflissentlich aus, „so?, ja was denn?
Gezuckt wohl wieder einmal, nicht? Hm* . . . Und als
keine Antwort kam, erging ich mich in lauten Anklagen
gegen die Schädigungen des modernen Lebens, die sich
vornehmlich am Nerven^ pparat äußerten, und begann einen
beredten Exkurs über Neuropathologie.

Aber ich hatte mich ein bischen verrechnet, denn
die gute Seele hatte trotz meines wissenschaftlichen
Eifers bald herausbekommen, wohin die Sache zielte,
und mir mitten in meiner begeisterten Entrüstung einen
Ordnungsruf erteilt. Er lautete auch mutatis mutandis
so wie im Parlament, nur daß er nicht mit Wortentziehung
drohte. Denn eben darauf kam es ja an, mich
sprechen zu machen.

„Das Zucken ist Nebensache,* sagte also meine Frau
etwas verstimmt, „aber phantasiert hast du, siehst
du!* — „Ja, Gott, was willst du, soll ich nicht mal phantasieren
? Man beweist doch damit, daß man Geist hat,
nicht?* — „Ob Geist oder nicht, jedenfalls kann ich dir
sagen, daß du mir nicht nach Italien fährst — wenigstens
nicht allein!* fuhr sie nach kaum merkbarer Unterbrechung
fort. — „Ja, hast du dum je gehört, daß ein Künstler
oder Ärzte oder dergleichen Leute nach Italien und Paris,*
setzte ich gleich vorbauend hinzu, „ihre Weibchen mitnehmen
? Das machen doch bloß die Philister, nicht?
Und du bist doch so stolz darauf, daß ich keiner bin,
hm? .. . übrigens sag', wie kommst du nur auf Italien?*
— ich sagte das optima fide, da mir trotz Anspannung
sämtlicher, mir zur Verfügung stehender geistiger Kräfte
augenblicklich nicht beifallen wollte, daß es dort auch einen


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