Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 130
(PDF, 179 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0137
1>>0 Psychische Studien. XLT. Jahrgang. 3. Heft. (März 1914.)

glaube/ sagt der berühmte amerikanische Gelehrte u. a.,
„daß die Lehre von der Reinkarnation, wie sie von der
Philosophie aufgefaßt wird, jeglicher Moralität entschieden
entgegen ist und daß sie gänzlich des sozialen Wertes entbehrt
. Ebenso glaube ich, daß sie auch keinen wissenschaftlichen
Wert hat. Es sind mir Tatsachen erzählt
worden, welche diese Lehre stützen sollten; allein wenn
man sie im Lichte der Erinnerungsillusionen, des Hellsehens
und der Gedankenübertragung betrachtet, bleibt nichts zur
Stütze der Heinkarnation übrig. Das subliminaie Bewußtsein
spricht nicht für die Reinkarnation, sondern vielmehr
für die Möglichkeit eines Fortlebens." —

Jules JBois, der Verfasser von „L'Eternel Retour",
teilt die eben genannten Anschauungen. Er sagt, daß die
Theorie der aufeinanderfolgenden Leben nicht bewiesen
werden kann. Auch er erklärt den moralischen Wert der
Hypothese für zweifelhaft, die dazu angetan sei, uns einer
gefährlichen Resignation hinzugeben. Vom sozialen Ge-
.siehtspunkte aus sei die Gefahr nicht weniger groß: sie
führe zur Kastenbildung und schaffe Herren und Sklaven;
sie begünstige die Tyrannis, da sie das Volk in Unwissenheit
und Trägheit schlummern lasse. Als Beispiel weist der
Gelehrte auf Indien hin. Was die Kirchen betrifft, so sagt
Jules Bois, daß der Katholizismus weises Schweigen bewahrt
. Wenn ein Konzil Origenes verdammt, so war
dies wegen gewisser Irrtümer, wrelche mit der Theorie der
Reinkarnation zusammenhängen, aber nicht wegen der Lehre
selbst. —

Maurice Maeterlinck, der jüngst das schöne
Buch „La Morta schrieb, erklärt, daß es sehr zu beklagen
sei, daß die Argumente der Theosophen und der Jseuspiri-
tualisten nicht zwingender Natur sind; denn „es gab nie
einen schöneren Glauben, einen Glauben, der reiner, moralischer
, fruchtbarer, tröstender, gerechter und schließlich
bis zu einem gewissen Punkte wahrscheinlicher ist. Die
Reinkarnation mit ihrer Lehre von der Sühne und der allmählichen
Läuterung macht alle physischen und intellektuellen
Ungleichheiten, alle sozialen Unterschiede und alle
abscheulichen Ungerechtigkeiten eines Schicksals verständlich
. Allein die Qualität eines Glaubens beweist nicht die
Wahrheit desselben, wenn sie auch die Religion von 600
Millionen Menschen ist, die Religion, welche den geheimnisvollen
Ursprüngen am nächsten steht, die einzige, welche
nicht „odios" [haßerregendj ist und die am wenigsten von allen
absurd erscheint. Sie muß nur tun, was die anderen nicht
getan haben, nämlich unwiderlegliche Zeugnisse beibringen.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0137