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134 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 8. Heft. (März 1914.;
psychische Wesen belasten und dessen Entwickelung verzögern
. Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, stellt
die Reinkarnations-Lehre die Gerechtigkeit und die Harmonie
in der moralischen Welt wieder her .... L£on
Denis schätzt die Resultate dieser Lehre sowohl in moralischer
, als auch in sozialer Hinsicht unendlich hoch. „Die
schöne Lehre von den aufeinanderfolgenden Leben ist eine
mächtige Triebfeder zum Guten, ein Trost und Halt im
Unglück."
Auch den wissenschaftlichen Wert der R^Ynkarnations-
iehre hält der Autor für beträchtlich, denn sie gewährt
tiefe, unbekannte Einblicke in die menschliche Natur, wenn
man nach den Beweisen, die für sie sprechen, forscht. Und
L('on Denis erklärt, einige Beweise für seine früheren
Leben gesammelt zu haben mit Hilfe von Medien, denen
er ein gänzlich Unbekannter war Aus diesen Enthüllungen
hat er die Tatsache entnommen, daß zwei Charaktere
in seinem Leben zur Entwickelung kamen, ein Mönch und
ein Krieger. Ja, Denis glaubt, daß viele Menschen, wenn
sie sich selbst aufmerksam beobachten würden, ihre eigene
Vergangenheit rekonstruieren könnten, wenigstens in allgemeinen
Umrissen. Er ist der Ansicht, daß vor allem in
der Hypnose, im Trance und in dem „Dödoublement", der
Trennung der Seele vom Körper, die Vergangenheit wieder
aufleben könne. Er hat in dieser Hinsicht mit verschiedenen
Medien experimentiert, welche, eingeschläfert, Szenen
aus ihrer früheren Existenz von einer Tragik wiedergegeben
hätten, die sie nicht erfinden konnten. Einige Begebenheiten
konnten nachträglich bestätigt werden, leider
sind sie zu intimer Natur, um veröffentlicht werden zu
können. Auch erinnert L£on Denis an die Erinnerungen
mancher Kinder an frühere Leben, Fälle, welche sich
weder mit Phantasie, noch durch den Einfluß der Umgebung
erklären ließen. Solche Erinnerungen bei berühmten
Menschen sind erklärlich durch den Grad ihrer
Entwickelung und der Verfeinerung ihrer psychischen
Sinne.
Ferner weist Denis darauf hin, daß der individuelle
Charakter nicht einzig und allein mit den Gesetzen des
Atavismus und der Vererbung erklärt werden könne.
Zwillinge sind oftmals im Charakter sehr verschieden und
Wunderkinder zeigen Fähigkeiten, welche ihre Eltern nicht
besitzen. —
Den Einwurf, welchen man gegen die Lehre von der
Reinkarnation erhebt, nämlich das Vergessen der vorhergehenden
Existenzen während des Erdendaseins, sucht der
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