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Kallenberg: Im Wunderlande des siderischen Pendels. 151
Im Wunderlande des siderischen Pendels.
Von Fr. Kallenberg (Bayreuth).
IL
Bevor ich zur Sache übergehe, sei in Kürze eine
persönliche Bemerkung gestattet. Das Prädikat „Phantast"
ist mir erstmals in den „Psychischen Studien" begegnet, wo
in der Augustnummer des Vorjahres, S. 461 im Nachwort
gesagt ist, man müsse „Verwahrung einlegen gegen die
phantastischen Ausführungen* über meine Pendelversuche,
„da es sich dabei nur um grobe Selbsttäuschung handeln
könne". Das läuft also genau auf dasselbe hinaus!*) —
Ziel einer besonnenen wissenschaftlichen Prüfung nicht nur weit,
andern in einer bei einem Sachkenner geradezu unverantwortlichen
Weise hinausschießen f Verf. nieint sogar gegenüber einem so vorsichtigen
Experimentator betonen zu müssen, dal» die erregte Stimmung, die
Erwartungsspannung bei spiritistischen Sitzungen (als ob es sich
hier um solche handeln würde!), zumal im Halbdunkel für kühle
Beobachtung wenig geeignet erscheine, gibt übrigens mit deu
Worten: „Man wird uns vielleicht vorwerfen können, wir hätten
nur die Verdachtsmomente und die Schwächen des Scnrenek'sehen
Buchs herausgesucht", bewußte Einseitigkeit zu. Wenn
er aber meint, „mit dem Nachweis der Hinfälligkeit der Schrenck'-
schen Erfahrungen, die wohl mit zu den best kontrollierten gehören
", sei „gleichzeitig der ganzen spiritistischen t wieder so!j Phänomenologie
ein starker Stoß versetzt, der wohl geeignet wäre, in
diesen Kreisen ernüchternd zu wirken", so können wir auch ilrn
nur raten: abwarten! — Freilich ist, wie auch Prof. Dr. Nagel in
einem ausgezeichneten, .streng objektiven Bericht über die Sachlage
im Februar-Heft der ,,Übers. Welt", S. 41 ff. betont, ohne weiteres
zuzugeben, daß durch die Anschuldigungen, weniger des Pariser
Taschenspielers „Professor" Dickson im „Matin", als der Mlle.
Barklay im „Psyehic Magazine" neue, zum Teil schwer wiegende
Verdachtsmomente gegen das Medium Eva C. und ihre Gönnerin
Mme. Bisson zu tage gefördert wurden, die einer gründlichen Widerlegung
in allen Einzelheiten bedürfen, wenn nicht der Glaube an
die Echtheit der Phänomene in den weitesten — sogar okkultisti-
schen — Kreisen erschüttert werden soll. — Red.
*) Der Ausdruck „Phantast" (Schimpfwort!) findet sich eben
nicht in den „Psych. Studien", eher in der böswilligen Tagespresse
. „Phantastische", d. h. allzu kühne oder zu weitgehende,
von einer lebhaften Phantasie beeinflußte Behauptungen wurden
vom Herrn Einsender jenes Protestes u. a. auch dem geistreichen
Okkultisten Flammarion vorgeworfen; das ist aber, wenn auch kein
Lob, so doch kein Grund zur Verstimmung! - Die „Psych. Stud."
müssen, wenn sie ihre Bedeutung als kritisches Organ im wissenschaftlichen
Sinn ihres Begründers bewahren wollen, eine Arena
freier Meinungsäußerung bleiben. Wenn man das „pro" in ausgiebigster
Weise zum Wort kommen läßt, kann auch der skeptische
Gegner, so lange er sich in den Grenzen des parlamentarischen An-
stands hält, beanspruchen, mit seinem „contra" angehört zu werden.
Wir freuen uns übrigens über des Verf. nachträgliche Mitteilung,
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