Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 157
(PDF, 179 MB)
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Kaindl: Eine Londoner Gespenstergeschichte

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sich zuvor ein Rendezvous in der Kirche für den nächsten
Tag gegeben zu haben. Aber Mr. X. erschien nicht zu
diesem Rendezvous. Der Geistliche ging also, stutzig geworden
, nach seinem Haus, um den Grund zu erfahren,
warum er sein Wort nicht einhielt. Hier teilte ihm zu
seinem Entsetzen derselbe Lakai, der ihm bei seinem ersten
Besuch das Tor aufgemacht hatte, mit, daß sein Herr tags
vorher gestorben sei, zehn Minuten, nachdem der Geistliche
das Haus verlassen hatte. In höchster Ergriffenheit ließ
sich der Rektor zu dem Toten führen. Der erste Gegenstand
, der ihm ins Auge stach, als er das Sterbezimmer
betrat, war, sehr auffällig auf eine kleine Ottomane gestellt,
eine Phc tographie jener !)ame, die ihn tags vorher fu dem
Besuch angeregt hatte. „Wer ist diese Dame?*4 fragte er
den Kammerdiener. Und der Kammerdiener erwiderte:
„Dieses Porträt, mein Herr, ist das Bild der Gattin meines
Herrn, die vor füntzehn Jahren gestorben ist/ —

Diese Geschichte, ihre Wahrheit vorausgesetzt, ließe
sich vielleicht auf folgende Weise am ungezwungensten erklären
:

Wenn Sterbende in gewissen Zuständen und Umständen
mit Personen in Rapport kommen können, auf welche ihre
Gedanken mit Lebhaftigkeit gerichtet sind, so ist es, die
Fortexistenz der Psyche angenommen, nicht unwahrscheinlich
, daß eine derartige Verbindung unter gleichen Bedingungen
auch mit Verstorbenen eintreten kann, wenn der
Sterbende ihrer mit Lebhaftigkeit gedenkt. Der dem Tode
nahe Gentleman scheint auf solche Weise mit seiner längst
verstorbenen Gattin in eine psyehophysische Verbindung
(Rapport) gekommen zu sein, vermöge welcher das von ihm
gleichzeitig mit dem Gedanken an sie gefühlte Bedürfnis
nach religiösem Tröste als Suggestion telepathisch auf sie
übertragen wurde. Durch den empfangenen psychophysi-
sehen Einfluß gleichfalls in Ekstase versetzt, wurde sie befähigt
, die mit diesem übertragene Suggestion zu realisieren,
indem sie den betreffenden Geistlichen dieser gemäß telepathisch
beeinflußte Ihr Einfluß traf ihn, als er eben die
Kirche verließ, versetzte ihn gleichfalls in exstatischen Zustand
und übermittelte ihm die Suggestion, sich so rasch
als möglich zu dem totgeweihten Gentleman zu begeben.
Vermutlich handelt es sich in diesem Falle um keine postmortale
Teleplastik, wenigstens was das Autotaxi anbelangt,
sondern bloß um eine somnambule Wanderung, wobei die
Fahrt rein imaginär gewesen wäre. Die Idee, das moderne
Vehikel nach dem Orte seiner Bestimmung zu benützen,
mag durch die suggerierte Dringlichkeit der Handlung im


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