Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 163
(PDF, 179 MB)
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Kaindl: Eine Londoner Gespenstergeschichte. 168

Ähnlichkeit im Charakter derselben unbedingt auffallen.
Schon beim Nachtwandler zeigt sich die Tendenz, den
Traum an Ort und Stelle zu verlegen; nur werden in
diesem Falle infolge der in diesem Zustande zwischen
Nerven und Nervenkraft noch bestehenden innigen Verbindung
die den Traumgedanken innewohnenden Willensimpulse
, indem sie in den mit dem Muskelsystem verbundenen
motorischen Nerven entsprechende Innervationen
auslösen, den Körper in Bewegung setzen und ihn veranlassen
, die wirkliche Traumbühne zu betreten und dort
die ihm von der Traumphantasie zugeteilte Rolle ad per-
sonam zu agieren.

In der Ekstase jedoch, wo infolge einer zwischen
Nerven und Nervenkraft eingetretenen Lockerung der Geist
seinen Einfluß auf den Körper mehr oder weniger verloren
hat, kann er seine Tätigkeit nicht mehr in normaler Weise
vermittels dessen Mechanismus entfalten, sondern nur
anormaler Weise durch das Geist und Körper verbindende
Medium, das psyehophysische Agens der Nerven, welches,
durch die Schraken Pde\OrganisSmus nicht mehr gebunden;
den in der Ferne schleifenden Gedanken folgt und ihren
immanenten Antrieben gehorcht. Wenn sich Träume, wrie
die vorerwähnten des Nachtwandlers, vermöge der ideo-
plastisehen Kraft der Seele auf solche Weise mit mehr
oder weniger Vollkommenheit und Substanzialität auf der
wiiklichen Traumbühne realisieren, so bieten sie dem hierfür
Empfänglichen eben jenes Schauspiel dar, das man als
„Geistertheater" bezeichnet hat. —

Wenn man den eingangs eingeführten Londoner Fall
mit dem ersten Beispiele vergleicht, so wird man sich der
Ansicht kaum verschließen können, daß die Fahrt im Auto
mit dem Phantom ebenso imaginär gewesen ist, wie die
Reise des elfjährigen Knaben mit seinem Vater in der
Postehaise, und daß, wie in diesem, so auch in jenem das
Reiseziel tatsächlich zu Fuß in einem somnambulen Zustande
erreicht worden ist.

Daß der Priester sich der Fahrt auch im Normalzustande
als einer Wirklichkeit entsann, ist nicht merkwürdiger
, als daß jener Knabe auch im Wachen an der
Realität seiner Reise festhielt, und es erscheint dies um so
begreiflicher, als sie beide ihre Ortsveränderung nicht
anders zu erklären wußten. Wie die somnambulen Wanderungen
, so hat offenbar auch der unter dem Namen
„Geistertheater44 bekannte dramatische Spuk in Träumen,
welche ganze Vorgänge aus dem Leben automatisch wieder-
holen, seinen Ursprung, während die große Verschieden-

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