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178 Psychische Studien. XLI. Jahrgapj?. 3. Heft. (März 1914.)
Fasern der die Haut deckenden Gebilde müssen in einem
Zusammenhang mit dem Innenleben des Tieres stehen,
sonst könnten sie alle von gleicher Beschaffenheit sein.
Ich glaube, diese Hautgebilde sind ein Spiegel der seelischen
Kräfte eines Geschöpfes. Mitten in der Nerven-
und Blutgefäßverzweigung wurzelnd, selber aber ohne Empfindung
, vermitteln Haare, Federn und anderes den
Ubergang von der Innen- zur Außennatur. Ein Körper
ist ein mit Kraft erfüllter Eaum oder das Grenzgebiet
verschiedener gegen einander wirkender Kräfte. Solche
Kräfte sind Wärme, Licht, Elektrizität. Die Elektrizität
ist die verbreitetste von ihnen. Sie wirkt noch, wenn die
anderen nicht mehr wirksam sind, ist auch am weitesten
verbreitet. Wo man den geschwefelten Kautschukstab
reibt, zeigt sie sich in stärkerem oder schwächerem Maße:
im Wasser, in der Luft, im luftleeren Raum, in den
Metallen, in der Pflanze> im Tier. Schon frühe fand man,
daß sie sich namentlich in Wolle, in Haaren, Federn in der
Form von Elektronen festsetzt. Diese Hautgebilde sind
zugleich gute Hygrometer; denn sie dehnen sich rasch in
der Feuchtigkeit aus, was wohl mit ihrer Beziehung zur
Elektrizität zusammenhängt, die sich so gerne dem Wasser
beimischt. Das Blut der Haustiere enthält 79 Prozent,
ihre Nerven 78 Prozent Wasser. Haare können trocken
sein, dann werden sie isolierend wirken, in der Feuchtigkeit
leitend. Damit können sie einen Regulator bilden bei
Herstellung des Kontaktes der im Innern des Tieres angehäuften
Elektrizität, sowie der in der Luft befindlichen.
Nun baut die Kraft sich in der Schöpfung ihren Träger
(Körper), wie sie ihn braucht, und so läßt sich aus der Art
der Bedeckung auf die Stärke der Funktionen eines lebenden
Wesens schließen. Freilich sind die Sinnes - und Bewegungsorgane
der Geschöpfe die Aus- und Eingangspforten
zu- und abströmender Fluida; aber die Oberkleider
treten mit dem Wellenstoß hin und her sich bewegender
Kräfte in erster Linie in Wechselwirkung, wie der Bau
niederer Tiere zeigt, und die Haut- bezw. Haarbildung
läßt uns einen Schluß auf die in den Hauptbahnen zirkulierenden
Kräfte ziehen. Sie gleicht den Meßinstrumenten
an unseren modernen Maschinen.
Die „Psych. Studien" sind wohl nicht der Ort, Zusammenhänge
dieser Art an den verschiedenen Klassen
und Arten der Tiere zu zeigen. Es genügt, darauf hinzuweisen
, wie der außerordentlich viel Kohlensäure und
Elektrizität entwickelnde Vogel geschützt ist vor zu starken
Entladungen gegenüber einem schwach atmenden Weich-
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