Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 179
(PDF, 179 MB)
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Bürk: Seele und Haare.

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tier, wie durch die Mauserung und Häutung das Tier sieh
den Jahreszeiten anpaßt, wie die Stellen, an denen sich
Nervenfluid (Elektrizität) massenhaft befindet, geschützt
sind vor verschwenderischer Ausgabe durch Haare, Nägel,
Hornplatten, ebenso Stellen, an denen eine Rückbildung
von primitiven Organen zu bemerken ist (Pferdeschweif),
wie Tiere (z. B. Katzen, Hunde, Vögel) ihre letzte Kraft
aufwenden, ihr Kleid bis zum letzten Atemzug in Ordnung
zu halten. —

Warum soll der Mensch, die höchste Stufe der Lebewesen
, diese Erscheinung an sich vorübergehen lassen, ohne
einen Rückschluß auf sich selber zu machen? Das ist die
Frage, die ich mir bei Untersuchungen des Haarkleides
gestellt habe. Die Alten dachten in dieser Hinsicht anders.
Moses sieht das lange Haupthaar der Männer als besondere
Weihe an (Nasiräer). Bei Simson, dem Herkules der alten
Hebräer, ist das lange Haar das Zeichen ganz besonderer
Kraft, bei Absalom das großer Schönheit. Nach einer
Stelle im 2. Kön. 2, 23 ff. ist ein kahlköpfiger Mann ein
Gegenstand des Spottes. Paulus rechnet es (1. Kor. 11,
3—16) dem Mann zur Unehre, der Frau zur Ehre an,
lange Haare zu tragen, den letzteren um der Engel
(Geister?) willen. Lykuig läßt die Männer sich mit langen
Haaren schmücken. Die christliche Kirche der ersten Zeit
gibt wie in vielen anderen Punkten auch hierin Freiheit,
die mittelalterliche führt für die Mönche die Tonsur ein.
Was sie dabei für einen Zweck verfolgte, will ich nicht
entscheiden. Daß sie an Haarwuchs nicht achtlos vorüberging
, beweisen die bald nach der Reformation geführten
Hexenprozesse. An der Behaarung des Körpers erkannten
die Richter die Hexe; auf der Reckebank wurden die
Haare ihr weggebrannt, und damit war ihr Los eigentlich
zum voraus entschieden. Soll wohl aus demselben Grund
nach Kleist das Käthchen von Heilbronn sterben, weil es
die Glatze der Gräfin gesehen hatte ? Auf den Haarwuchs
acht zu geben, war also von jeher eine wichtige Aufgabe
für staatliche und kirchliche Behörden. Man legte dem
Haarwuchs und seiner Pflege eine besondere Bedeutung
bei; man fühlte, daß es sich hierbei um etwas Seelisches
handle.

Die modernen Regierungen streichen derartige Dinge
aus ihrem Kodex, und damit sind sie der Willkür und
Kritik vollständig preisgegeben. So steht nun Meinung
gegen Meinung. Ein Arzt hält die ganze Behaarung des
Menschen für Atavismus. Dr. Gust. Jäger findet in
ihrem Geruch die Seele, Schäfer Ast von Haarburg die

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