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182 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 3. Heft. (März 1914.)
zesse gehen hier vor, die bis jetzt nur die Neuroehemie
findet. Oder findet der Chemiker auch für die verschiedene
Färbung der Haare eine Formel? Und doch ist
die Haarfarbe so entscheidend für die Bestimmung des
Charakters.
Ein weites Feld für Beobachtungen wäre noch die Behaarung
der Pflanzen. Im Verhalten zur Pflanzenwelt
herrscht das Utilitätsprinzip noch stärker vor als dem Tier
gegenüber. Man kleidet sich in das baumwollene Gewand
und denkt wenig darüber nach, wozu eigentlich die Baum-
wollenstaude ihre Samen mit einem Wollschopf bekleidet.
Schon ein oberflächlicher Blick über die Pflanzenwelt zeigt,
wie Standort, Klima, chemische Zusammensetzung in
Wechselwirkung mit der Behaarung stehen. Es würde aber
zu weit führenfauch noch die PflJzenseele, deren Nennung
schon da und dort ein ungläubiges Kopfschütteln hervor-
rufen wird, zu betrachten und zwlr in solch engen Grenzen,
wie sie im ausgeführten Thema gegeben sind.
III. Abteilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Wie groß ist ein Elektron ?
Von Otto Debatin, Stuttgart.
Seit der Wende des Jahrhunderts bilden die durch die
Entdeckung der radioaktiven Erscheinungen angeregten
Untersuchungen über den Aufbau der Materie eines der
interessantesten Gebiete unserer modernen Physik. Noch
im vorigen Jahrhundert betrachtete man die schon in ihrem
Namen die vermeintliche Unteilbarkeit andeutenden Atome
(atomos = unteilbar) der zahlreichen chemischen Elemente
als die stets fertig gegebenen, unwandelbaren Bausteine des
Universums, die wir mit aller Kunst vergebens zu ändern
versuchten. Ein großer Fortschritt wurde erzielt, als das
Studium der radioaktiven Erscheinungen zu der Entdeckung
führte, daß es Massenteilchen gäbe, die noch viel
viel kleiner sind als die Atome. Es ist dies zum ersten
Mal gelungen bei den eingehenden Untersuchungen über
die Kathodenstrahlen, an deren Erforschung die bedeutendsten
Physiker alier Länder all ihr Wissen und Können ge-
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