Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 207
(PDF, 179 MB)
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Gerstmann: Zum Kapitel vom Fernsehen und Voraussehen. 207

mein Onkel aus Breslau, der eben wohl eine lustige Geschichte
erzählt hatte; denn er lehnte sich lachend mit dem
Kopf hintenüber, so daß seine leuchtende Glatze genau
dem Fenster zugewandt war. Nach der ersten Begrüßung
fragte ich meinen Onkel, wann er den Brief, in dem er
uns Mitteilung von seinem Kommen gemacht, eigentlich
geschrieben hätte, und er erzählte, daß es in ziemlich vorgerückter
Abendstunde gewesen war, und daß er einen
Boten noch mit dem Schreiben zum Bahnhof gesandt hatte,
damit es sicher mit der ersten Post bei uns eintreffe. Die
Stunde des Schreibens war genau dieselbe, in der ich seinen
Brief für einen Moment vor mir gesehen hatte, um ihn
dann nicht wieder finden zu können. —

Ich habe hier drei recht markante Fälle erzählt, markant
dadurch, daß sie nicht zu den fast alltäglichen, uns
allen geläuligen Vorkommnissen dieser Art gehören. Wir
alle haben es ja oft erlebt, daß wir ganz unvermittelt und
ohne äußere Ursache an irgendeine Person denken, an die
wir lange nicht gedacht und die wir lange nicht zu Gesicht
bekommen haben — vielleicht Jahre und Jahre hindurch
nicht —, und plötzlich, wenn wir um die Ecke
biegen, tritt uns diese so lange ferngebliebene Person leibhaftig
vor Augen. Vielleicht haften uns solche Erlebnisse
in der Erinnerung und erseheinen uns sonderbar, ohne daß
wir bedenken, daß zu weit öfteren Malen ebenfalls das
Bild einer uns lange nicht in die Erinnerung gekommenen
Person vor uns aufsteigt, ohne daß die Person selbst nachher
in aller Leibhaftigkeit vor uns erscheint. Ich könnte
auch Fälle anführen, in denen ich tatsächlich und ohne
jede äußere Anregung mich mit einem fernen Lande, einem
fremden Volksstamm beschäftigte und daß dann mit einem
Mal die Veranlassung an mich herantrat, gerade in jenes
Land zu reisen. Auch in diesen Fällen will ich nicht von
einem absoluten Voraussehen sprechen, denn es ist ja
immerhin möglich, daß durch irgendeine mir aus dem Gedächtnis
geschwundene äußere Veranlassung die Beschäftigung
mit dem Lande und die spätere Reise dorthin in
ursächlichen Zusammenhang gebracht wurden. —

Soll ich nun einen Versuch der Erklärung dieser seltsamen
Vorgänge machen? Ich werde mich hüten. Das
Eindringen in diese uns bisher undurchdringliche Welt, ja
der leiseste Versuch dazu wäre für mich ein von vornherein
vergebliches und hoffnungsloses Bemühen. Mehr oder
minder gewagte Hypothesen, wie sie mit Bezug auf diese
Materie schon überreich aufgestellt sind, wären das ganze
Ergebnis. Ich bescheide mich mit den Worten Hamlet's:


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