Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 220
(PDF, 179 MB)
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220 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 4. Heft. (April 1914,)

meist durch eine egoistische Gesellschaftsordnung geschaffene
Ubelstände, die die sittliche und geistige Entwicklung
des Menschen nicht nur nicht fördern, sondern
geradezu unmöglich machen.

Daß das Gerechtigkeitsbedürfnis des Menschen, wie
man uns glauben machen möchte, erst mit der Erkenntnis
Befriedigung findet, daß man die Früchte seiner Anstrengungen
, Mühen und Leiden selbst erntet und daß man
nie ohne die entsprechenden Errungenschaften leidet und
sich müht, läßt uns die in diesem Glauben wirkende Triebfeder
als eine egoistische erkennen, also als eine nach
Schopenhauer nicht im wahren Sinne moralische.

Die Sehnsucht nach Freude und Glück ist ein allen
Wesen gemeinsamer Grundtrieb und nicht eigene, sondern
allgemeine Glückseligkeit als das Endresultat aller Entwicklung
würde dem Gerechtigkeitsbedürfnisse eine vollkommene
Befriedigung gewähren. Es entspricht weder der
Idee einer allgemeinen Gerechtigkeit, noch den Tatsachen,
anzunehmen, Saß nur der Mensch in seiner ganzen Per-'
sonalität eine vollständige Individualität bilde, den Tieren
und Pflanzen dagegen nur eine Artseele zukäme, wonach
alle Einzelwesen jeder Tier- und Pflanzenart zusammen
nur je eine Seele besäßen. Ist es an und für sich schon
ein sonderbares Beginnen, die Seele in die Art, also in
einen rein abstrakten Begriff, zu verlegen, so erscheint es
im Hinblick auf die geradezu epochale Entdeckung Carl
KralFs, welche uns neue und überraschende Einblicke in
die Tierseele eröffnet, noch um vieles befremdlicher.

Paradox erscheint auch die Behauptung, daß nur der
Schmerz die unreinen Triebe — die groben Fluide, welche
das psychische Wesen belasten und dessen Ent Wickelung
verzögern, — vernichten könne. Nach dieser Ansicht
müßten Krieg und Krankheit wahre Wunder von sittlicher
Läuterung vollbringen; wie wir wissen, bewirken sie aber
im allgemeinen weit eher das Gegenteil. —

„Die mühselige irdische Existenz ist das Fegefeuer,
die Hölle, in der wir uns loskaufen müssen von einer
schuldbeladenen Vergangenheit*

Nun ist aber die irdische Existenz von einer Beschaffenheit
, welche die moralischen und emotionellen
Kräfte des Menschen im hohen Grade der Gefahr einer
Mißentwickelung oder Verkümmerung aussetzt. In jeder
neuen irdischen Existenz ist daher die Möglichkeit, sich
mit neuer Schuld zu beladen, ungleich größer, als jene, eine
alte zu sühnen. Ein Reinkarnierter ist daher einem Menschen
vergleichbar, der in die Hände eines Wucherers ge-


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