Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 222
(PDF, 179 MB)
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222 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 4. Heft (April 1914.)

Tatsachen notwendige Hypothese, noch für eine, die mit
unseren Begriffen von einer sittlichen Weltordnung vereinbar
wäre.* —

Für den mit Gemüt und natürlichem moralischem Empfinden
ausgestatteten Menschen ist es ganz unfaßbar, wieso
man im Preisen der Reinkarnationslehre so weit gehen
kann, um von ihr zu behaupten, daß es nie einen schöneren
Glauben gab, einen Glauben, der reiner, moralischer,
fruchtbarer, tröstender und gerechter gewesen wäre.

Hingegen erscheint es vollkommen begreiflich, daß alle
jene, welche die Bedürfnisse ihrer höheren Natur in sich
fühlen, denen aber dieses irdische Leben zum Grabe ihrer
Ideale ward, die Idee einer höheren, überirdischen Welt in
ihrem Geiste fassen, worin jene ihre Verwirklichung finden
können.

Das sich ein solcher Glaube auch in einer verzweifelten
Lebenslage und bei einer tiefen Gemütsdepression zu bewähren
vermag, läßt sich aus einer Schilderung entnehmen,
welche uns die bekannte Seherin Anna Maria Weiß aus
einer der dunkelsten Perioden ihres Lebens gibt. Sie
schreibt: „Ausgeschlossen, allein und verlassen, stehe ich
seit dem letzten Atemzuge meiner Mutter in einer Welt,
worin Wesen ohne Gefühl, ohne Freundschaft, ohne Liebe
sich drängend begegnen. Ich zweifle an mir selbst. Alles
erscheint mir hassenswert. Ich stehe allein in dieser teuflischen
Welt. Nur der Tod ist mein Freund; denn nur
der Gedanke einer Erlösung durch ihn und eines ewigen
zukünftigen Seins gibt mir noch die Kraft, dies Alles zu
ertragen.* —

Im gleichen Sinne äußert sich Jean Paul in seiner
„Selina*. Er sagt darin im Hinblick auf den Erdenschmerz
, der von Jahrtausend zu Jahrtausend, von Erdgürtel
zu Erdgürtel zuckt: „Nein das menschliche Auge
kann nicht hinsehen, es muß über den Erdball hinausschauen
, damit es wieder seine Wunden stille, wenn es
sieht, daß nach allen scharfen Schlägen des Schicksals nicht
ein auf immer zerschmetternder der letzte ist. Die tiefe,
aber unstillbare Sehnsucht, — dieses beinahe quälende
seltsame Heimweh nicht nach einem* alten verlassenen,
sondern nach einem unbetretenen Lande — faßt uns
wider Erwarten gerade nicht in Leiden an, sondern
in unseren Freuden, und zwar in Freuden einer gewissen
Art. Das Innere der höheren menschlichen Natur fängt
besonders bei einer Kunst wach und laut zu werden an,
nämlich bei der Tonkunst. Eine Eigentümlichkeit von ihr
ist ihre Kraft, ein Heimweh zu erwecken, nicht ein Heim-


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