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Literaturbericht
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Ihre erste Aufgabe ist die Ordnung und Klassifikation dieses
Mannigfaltigen, bezw. der „Gignomene" [wozu aber die vielen, zum
Teil neuen griechischen und lateinischen Fremdwörter ?]. Beim
Fundamentaltatbestand der „Gignomene" erhebt sich die Frage, ob
derselbe in den Empfindungs- oder in den VorstellungsVorgängen gegeben
ist und welchen die zeitliche Priorität gebührt, wobei sich
Verf. mit dem extremen Sensualismus und dem sog. Transformismus
auseinandersetzt, und weiterhin die genetische, sowie die rekonstruierende
Richtung des Empirismus und des Eationalismus, bezw.
Logizismus kritisch untersucht. Die zentrale Frage der ganzen Erkenntnistheorie
lautet: Lassen unsere Empfindungsgignomene irgendwelche
Gesamteinteilung zu und welche ? In der Geschichte der
Philosophie sind fünf Hauptantworten auf diese Frage gegeben
worden, die Verf. als psychophysischen Dualismus, Idealismus, Ego-
tismus, Phänomenalismus und Binomismus bezeichnet. Bei der
Binomie entspricht die eine Gesetzmäßigkeit, nämlich die Kausal-
gesetzl chkeit, ganz den von der Physik, bezw. Chemie nachgewiesenen
Naturgesetzen ; die zweite erkennen wir als sog. Reizwirkung
mit ihrer Parallelgesetzlichkeit, wobei man im Sinne der
Mathematik eventuell auch von einer reinen „Funktionalbeziehung"
reden könnte und wobei es sich um Reflexionen, d. h. Rückstrahlungen
, handelt. Bezeichnet man die Umgestaltung, in der sich uns
die „Gignomene" dank den Reflexionen darstellen, als deren
„Parallelkomponente", so kann man auch sagen: die Naturwissenschaft
muß die Parallelkomponenten „eliminieren", um die Kausalgesetze
festzustellen. Mit der Zerlegung in Reduktionsbestandteile
und Parallelkomponenten, deren nähere Erforschung der P>ycho-
lo$ne zufällt, ist unser Zen+ralproblem beantwortet; noch tiefer in
die Erkenntnistheorie des Verfassers einzudringen, verbietet uns
leider der solchen Besprechungen gezogene Rahmen.
Fritz Freimar.
Karma oder Wissen, Wirken und Werden. Von Dr. Franz Hartman
n. Theosophisches Verlagshaus, Dr. H. Vollrath, Leipzig.
178 S. Preis 4 M.
Vor nicht zu langer Zeit begegneten die Werke ausgesprochen
theosophischer Schriftsteller noch einem nicht geringen Mißtrauen;
man scheute sich, Erkenntnissen zuzustimmen, die wegen der
seltenen Fähigkeiten zu solcher Erkenntnis eher als Spekulationen
erschienen, denn als wirkliche Wahrnehmungen und auf solche gegründete
nüchterne Vernunftschlüsse. Seitdem aber gewisse Theorien
der theosophischen Schriftsteller ihre teilweise naturwissenschaftliche
Bestätigung gefunden haben, so die Frage nach der
menschlichen Aura und der Konstitution des menschlichen Körpers
überhaupt, die Gedanken strahlen, die molekulare und atomische
Konstitution der Materie und der kausale Zusammenhang in allem
Naturgeschehen, wendet sich das Interesse denkender Selbstforscher
auch Werken wie dem vorliegenden zu, das namentlich in letzterwähnter
Beziehung anregend wirkt und sehr gut empfohlen
werden kann. Arthur Grobe -Wutischky.
Hypnose, Suggestion und Erziehung. Von Dr. Carl Picht. Verlag
von Dr. Werner Klinkhaidt, Leipzig, 1913. 72 S. Preis 2 M.
Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß die Pädagogik und die
pädagogische Psychologie immer mehr die Aufmerksamkeit auf das
Gebiet der Hypnose und der suggestiven Erziehung lenkt und
Bücher wie das vorliegende eine mancherseits lange schon mit Bedauern
wahrgenommene Lücke in psychologischen Lehrbüchern
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