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244 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 4. Heft. (April 1914.)
auch größeren Uinfangs endlich auszufüllen sich bemühen. Wer
sich nun erstmalig mit den angedeuteten Problemen beschäftigen
will, findet in dem Werkehen von Picht einen vortrefflichen Führer.
ISiach einer Einleitung, die Guyau's Stellung in der pädagogischen
Würdigung der Hypnose, vor allem die Gründe für die Priorität
seiner Idee, erörtert, und nach einem kurzen geschichtlichen Überblick
von den Ägyptern aus bis in die neueie Zeit (über Mesmer,
Braid, Li^beault, Bernheim, öharcot zu Haeh-Tuke, Forel, Preyer,
Moll, v. Schrenek- Notzing, Desaoir, Kraftt-Ebing und Freud) geht
Picht auf das Wesen der Hypnose und verwandter Zustände ein,
wobei er besonders geschickt den natürlichen mit dem hypnotischen
Schlaf im Wesen, wie in den Bedingungen des Eintritts vergleicht.
Von erhöhter Bedeutung sind für die Zwecke de^ Buches das 3.
und 4. Kapitel, worin die hypnotische Suggestion ais bestimmender
Faktor für den moralischen Instinkt und lür die Handlungen des
Menschen erörtert und die theoretische Grundlage für das 5. praktische
Kapitel, die pädagogische Verwertung der Hypnose, in erster
Linie der Wachsuggestion, in der moralischen, wie auch in der
intellektuellen Erziehung des Kindes gegeben wiid. Möchte das
Buch, nachdem die Scheu vor den endlich auch seitens der Akademien
behandelten dunklen Gebieten gewichen ist, von recht vielen
Erziehein beachtet und beherzigt werden; sie können sich ihr
schweres Amt dadurch, wenn au°,h nicht gerade erleichtern, doch ihre
Arbeit erfolgreicher irestalten in Fällen, wo sie bisher rat- und hilt-
los waren. ~ Arthur Grobe -Wutischky.
Die indische Theosophie aus den Quellen dargestelh von J. S.
Speyer, Prof. an der Universität Leiden. Verlag H Ilaessel,
Leipz g 1914. Preis brosch. 6 M., geb. 7 50 M.
Es ist mit Freuden zu begrüßen, wenn angesehene Universitätslehrer
sich die Aufgabe stellen, in dem immer breitere Kreise erfassenden
Studium der orientalischen, insbesondere der indischen
Geisteswelt durch gründliche Quellenstudien aufklärend und Richtung
gebend zu helfen; denn gar zu leicht kann durch begeisterte
Laien auf einem so schwierigen — räumlich, zeitlich und sprachlich
so wenig zugänglichen Gebiete Unheil angerichtet werden, und fast
will es scheinen, als wäre dies schon hier und da geschehen, indem
Nebendinge zur Hauptsache gemacht, spätere Auf- und Ausbauten,
vielleicht sogar Mißbildung mancher Lehren als uralres Gemeingut
der indischen Welt- und Lebensanschauung hingestellt werden
oder doch einer solchen Auffassung durch ungenaue Darstellung
Vorschub geleistet wird. Dem gegenüber bemüht sich nun Prot.
Speyer, auf Grund langjähriger umfassender und eingehender
Studien über dieses indische Geistesleben, seine Geschichte und damit
die Entwickelung seiner literarischen Marksteine zum Verständnis
und zugleich zur rechten Wertschätzung namentlich der
indischen Weltanschauung und Religion anzuleiten. Wenn er dabei
im wesentlichen zu dem Schlüsse kommt, daß aus einer Wechselwirkung
zwischen Morgenland und Abendland das letztere manche
fruchtbare Anregung gewinnen kann,..ohne deshalb zur Aufgabe
seiner Eigenart und zur kritiklosen Übernahme einer in vielem
doch nach den geographischen und völkergeschichtlichen Lebensbedingungen
und ihrer durch Jahrtausende reichenden Einwirkung
von der Prägung des abendländischen Geisteslebens abweichenden
Lebensauffassung und Religion genötigt zu sein, so werden viele
nicht oberflächlich selbstzufriedene Leser gern zu dem Buche
greifen, sich anregen und belehren lassen über die Vorgeschichte
der indischen Theosophie, die Lehre der indischen Theosophie, die
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