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252 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1914.)
Experimente (in Algier) mit Marthe B. (= Eva C.) betrifft
, so habe ich davon kein Wort zurückzunehmen. Hierbei
berufe ich mich auf den großen und edlen Gelehrten
William C r o o k e s, der sich erst ganz kürzlich so
äußerte: „Ich ziehe nichts von dem zurück, was ich gesagt
habe.*
Kritik muß geübt werden; das ist eine Bedingung der
Wissenschaft selbst. Die Wahrheit wird in ihrer ganzen
Schönheit an den Tag kommen; das wird aber nicht geschehen
durch inkompetente Personen, durch Ignoranten,
die nichts gesehen, nichts kontrolliert, nichts geprüft, ja
nicht einmal mit Sorgfalt die Versuchsprotokolle gelesen
haben; vielmehr durch solche Gelehrte, die wirklich gearbeitet
und ohne Unterlaß experimentiert haben, welche
die Wahrheit der Wahrscheinlichkeit vorziehen, Der
Mensch ist so geschaffen, daß er die Wahrheit nicht annehmen
will, wenn sie ihm nicht wahrscheinlich vorkommt!
Und es ist sicherlich nicht unser Fehler, wenn das metapsychische
Gebiet so viele Unwahrscheinlichkeiten und
Widersprüche bietet.
Auf, lieber Freund , nur den Mut nicht verloren!
Laboremus! Dein in aufrichtiger Freundschaft
Paris, 10. Januar 1914.
(gez.) Charles Richer."
Von den übrigen Einwürfen, welche in der Verteidigungsschrift
ohne Ausnahme widerlegt werden, erwähne
ich hier noch die Nadelstiche, die im Vorhange des
Kabinetts gefunden wurden. Ich erwähne sie deshalb, weil
sie so viel Skeptikern als unumstößlicher Beweis für den
„Schwindel* galten. Nun schreibt der Photograph, der in
dem Laboratorium Dr. v. Sehrenek's die Apparate für die
Abendsitzung einstellte, Dr. Hauberrisser, daß er eine
Stecknadel zum Anheften des Blattes, auf das eingestellt
werden sollte, im Kabinett verwendete! Übrigens haben
alle die Skeptiker, welche sich so schadenfroh an diesen
über die Maßen unterstrichenen Punkt hingen, gänzlich
übersehen, daß Dr. v. Schrenck schon in seinem Hauptwerk
(S. 327) treffend Folgendes bemerkt:
„. ... Jedenfalls ist man genötigt, die Frage der Aufhängung
, der Plazierung streng zu trennen von dem
medialen Schöpfungsakt an sich. Ich selbst beobachtete in
einer späteren Sitzung, daß das Medium wohl das Bild zu
erzeugen imstande war, dasselbe aber nicht in einer für
den Zuschauer günstigen Weise plazieren konnte. Die
Hände waren wälrend^dieser ganzen Sitzung außerhalb des
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