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Deinhard: Das Schreckgespenst „Gefahr für unser Geistesleben". 287
die gewünschten Erkenntnisse höherer Welten erst dann
erhoffen können, wenn wir diese drei Leiber einer sie reinigenden
Umwandlung unterziehen. Eine solche Umwandlung
ist natürlich nur möglich, wenn das Ich einer gewissen
Trainierung unterworfen wird. Welcher Art diese Trainierung
ist, dVmöge man in jenen Aufsätzen nachlesen, die
später auch in Buchform erschienen sind.) Hier darauf
einzugehen, ist unmöglich. —
Der zweiten der obigen Anforderungen kommt Steiner
in seinem 1914 erschienenen Buch: „Theosophie44**) nach, in
dessen Vorwort er schreibt:
„Der Verfasser dieser Schrift weiß, daß in ihr nichts steht, was
nicht jeder anerkennen kann, der auf dem Boden der Naturerkenntnis
der Gegenwart steht. Er weiß, daß man allen Anforderungen
der Naturwissenschaft gerecht werden kann und gerade deswegen
die Art der hier gegebenen Darstellung der übersinnlichen Welt in
sich gegründet finden kann.*
In dem Buche selbst lesen wir:
„Zum Seher gehört absolute Gesundheit des Seelenlebens.
Es gibt nun keine bessere Pflege dieser Gesundheit, als das echte
Denken . . . Als denkendes Wesen ist der Mensch Bürger der
geistigen Welt. Er kann das nur in rechter Weise sein, wenn er
seinen Gedanken einen Ablauf gibt, der den ewigen Gesetzen der
Wahrheit, den Gesetzen des Geisterlandes entspricht."
Wie hieraus hervorgeht, stellt diese Steiner'sehe „Theosophie*
an ihre Leser hohe Ansprüche. Ihr Inhalt muß im wahren
Sinne des Wortes vom Leser erarbeitet werden.
Der dritte der oben formulierten Anforderungen kommt
Steiner in seiner 1910 erschienenen, jetzt in der vierten Auflage
befindlichen „Geheimwissenschaft im Umriß****) nach,
über das, was uns die Geheim Wissenschaft gibt, erfahren
wir dort Folgendes:
„Die Geheimwissenschaft gibt dem, der in sie eindringt, wahre
Lebenskraft und Lebensstärke. Sie schwächt nicht das Leben,
sondern sie stärkt es, weil sie den Menschen ausrüstet nicht nur
mit den Kräften der offenbaren Welt, sondern auch mit denen der
verborgenen, von welcher die offenbare die Wirkung ist. So bedeutet
sie nicht eine Verarmung, sondern eine Bereicherung des
Lebens. Der wahre Geheimwissenschaftler wird kein weltfremder
Mensch, sondern ein Freund der Wirklichkeit, weil er nicht in
einer träumerischen Weltferne das Unsichtbare genießen will,
sondern sein Genuß besteht darin, der Welt immer neue Kräfte
aus den unsichtbaren Quellen zuzuführen, aus denen diese Welt
selbst herstammt und aus denen sie immer aufs neue befruchtet
werden muß.*
*) Philosophisch-theosophischer Verlag Berlin W., Motzstr. 17.
*) Verlag von Max Altmann, Leipzig.
*) Leipzig, Max Altmann.
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