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Deinhard: Das Schreckgespenst „Gefahr für unser Geisfeesleben". 289
werden wir jetzt darauf vertrauen, daß das liebevolle Hingeben
an die Gesetze des Edlen, Schönen und ewig Wahren auch wirklich
die Kraft besitzt, unseren geistigen Sinn zu öffnen und uns
zu bewußten Bürgern der geistigen Welt zu erheben/
*
Nach dieser flüchtigen, in Anlehnung an Eugfene L£vy
gezeichneten Skizze des Werdegangs und der Weltanschauung
von Dr. Rudolf Steiner, wollen wir nur noch einen
kurzen Blick in den zweiten Teil des L^vy'schen Buches
werfen. In diesem „ Ein Zeitbild tf überschriebenen Teil rechnet
L£vy mit den Gegnern Steiner's ab. Und zwar führt er
dies mit ganz außerordentlichem Geschick durch.
Mit den Waffen einer streng geschulten Logik geht
unser Franzose au diese Gegner heran und wirft einen nach
dem anderen aus dem Sattel seiner Weisheit. Die Invek-
tiven gegen Steiner, von denen es in den Schriften dieser
Gegner wimmelt, werden von L6vy in vornehmer Weise
zurückgewiesen. Der Verfasser bekundet überall ein so
feines Taktgefühl, daß man ehrlich bekennen muß: deutsche
Kritiker können inbezug auf die Kunst einer in den Grenzen
des Anstandes bleibenden Polemik von diesem Franzosen
manches lernen.
Auch sonst enthält dieser polemische Teil des Buches
manche feine Bemerkung. L6vy beginnt ihn mit dem Geständnis
, er wisse recht wohl, daß ihm wahrscheinlich die
große Mehrzahl seiner Leser inbezug auf die vorausgegangene
Schilderung der Wirksamkeit Steiners den Vorwurf
einer argen Übertreibung machen werde. Aber er habe
diese Skizze der Steiner'sehen Arbeiten nach reiflicher Uber-
legung deshalb niedergeschrieben, weil „sie auf Grund seiner
aufrichtigen Uberzeugung den Tatsachen entspricht, die
sein Studium der Steiner'sehen Arbeiten festgestellt hat/
Nicht mit der Lobhudelei eines blinden Bewunderers
haben wir es also hier zu tun, sondern mit der aufrichtigen
Überzeugung eines selbständig denkenden Menschen. Dies
möge der Leser ja beachten. Wie wird nun aber L4vy mit
den Gegnern Stein er's fertig? Dies zu schildern, müssen
wir uns leider hier versagen.
Daß aber L6vy mit diesen Gegnern — heißen sie nun
Dr. Ferdinand Maack, oder Hans Freimark, oder Dr.
Kuno v. d. Schalk oder Prof. Dr.Winzenty Lutoslawski
oder sonstwie — wirklich gründlich abrechnet und daß
er in vollem Recht ist, wenn er ihnen vorwirft, daß sie die
Materie, über die sie geschrieben, ja gar nicht beherrschen,
daß sie die Schriften Steiners ja gar nicht genügend kennen,
das steht fest.
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