Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 300
(PDF, 179 MB)
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300 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1914.)

in der Religion nichts, was seiner Philosophie widerspräche.
Er erkennt die Glaubwürdigkeit des Gesandten, der sie
geoffenbart hat, an und gehorcht seinen Gesetzen.

Er vermag sich jedoch nicht zu erklären, warum dieser
Prophet sich so oft der Gleichnisse bedient, statt die Dinge
gerade heraus zu sagen. Er kann sich nicht eines gewissen
Erstaunens erwehren, wenn er in dieser religiösen Gesetzgebung
eine unverkennbare Schlaffheit, zumal bezüglich der
Speisevorschriften und des Eigentums, findet. Das liegt
daran, daß er trotz der ihm von A9AI gegebenen Aufklärungen
die intellektuelle und moralische Schwäche des
gewöhnlichen Volkes nicht versteht. Voller Illusion hierüber
bestimmt er A91U, ihn nach der Nachbarinsel zu begleiten
. Er will dort die Leute beglücken, indem er ihnen
jene sublimen Wahrheiten mitteilt, die er entdeckt hat.
Ein Schiff, von Wind und Wellen nach ihrer eigenen Insel
verschlagen, landet daselbst und bringt sie an ihren Bestimmungsort
.

A9äPs Freunde, unter ihnen der gute König S al ä m & n,
bilden die Elite des Landes. Mit Begeisterung von ihnen
empfange«, unternimmt Hayy sie J „nterrilten. Aber
ihr aufs Irdische gerichteter Geist vermag sich nicht zur
Höhe philosophischer Auslegungen emporzuschwingen. Für
sie ein Gegenstand des Ärgernisses geworden, verzweifelt
er daran, sie zu überzeugen und sie weiter zu bringen. Ja, er
bemerkt sogar, daß er nur dazu dient, sie in ihrem Glauben
wankend zu machen, ohne ihren Verstand zu schärfen. Er
muß nun die tiefe Weisheit anerkennen, welche in der
TJnterweisungsart der Propheten liegt. Er begreift, daß die
reine Wahrheit sich für Leute gewöhnlicher Art nicht
schickt; daß man, um sie zu verhindern, in Weltlichkeit zu
verfallen, und um das Heil einiger der Besten von ihnen
zu bewirken, ihnen in faßbaren Bildern die Wahrheiten
nahebringen muß, deren sie zur Regelung ihrer gesellschaftlichen
Beziehungen und ihres privaten Lebens bedürfen.
Das ist die Aufgabe der Propheten, das Existenzrecht der
Religionen.

Er sagt also diesen armen Leuten Lebewohl, bittet sie
um Entschuldigung wegen der Reden, die er vor ihnen
gehalten hat, erklärt ihnen, daß er trotz allem so denke
wie sie selbst und daß ihre Lebensregel die seinige sei. Er
empfiehlt ihnen, daran festzuhalten, ohne Widerspruch an
alle unbegreiflichen Wahrheiten zu glauben und vor Neuerungen
zu fliehen.

Hierauf kehren unsere beiden Weisen zu ihrer ver-
lassenen Insel zurück, um bis zu ihrem Tode jenes wahrhaft


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