Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
41. Jahrgang.1914
Seite: 307
(PDF, 179 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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Kurze Notizen.

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Kugel seine Brust, die ihn durchbohrt haben würde, wenn
er noch eine Sekunde in seiner vorigen Stellung geblieben
wäre. Krohn hatte also allerdings seinem Freunde das
Leben gerettet und der Traum war buchstäblich in Erfüllung
gegangen. [In der Tat sehr merkwürdig, besonders
wegen der nicht erwarteten Anderswendung am Schluß!]

e) Blinde, die sehen. Merkwürdige Geschichten
vom sogenannten „sechsten Sinne der Blinden" erzählt Dr.
G. C. Brown, Leiter der höheren Blindenschule in Wor-
cester, im Rahmen eines längeren Aufsatzes der „Daily
Mail". Man hat ihn, so berichtet er, oft gefragt, ob er der
Ansicht sei, auch Blinde könnten sehen, und diese Frage
beantwortet er mit Ja, falls man das Wort „sehen" nicht im
landläufigen Sinne meine. An ein paar Beispielen führt er
dann aus, was er mit diesem Paradoxon meint. Wenn man
einem Blinden beispielsweise einen Apfel vorlegt, so untersucht
er ihn mit seinen arbeitenden Sinnen und gelangt zu
einer Anschauung, die sich von der des Sehenden nach
Brownes Ansicht kaum unterscheidet. Daß die Blinden im
Geiste Sehvorstellung haben (auch wenn es sich um Blindgeborene
handelt), sucht Brown dadurch einleuchtend zu
machen, daß er auf die Träume der Blinden hinweist. Der
Blinde träumt nämlich seiner Ansicht nach, genau wie der
Sehende, in Bildern. Wenn Brown dies annimmt, darf man
sich nicht darüber wundern, daß er den Blinden auch Sinn
für die landschaftliche Schönheit zuschreibt. Die Blindenanstalt
, die er leitet, ist eine Stiftung einer reichen Dame,
die in der Stiftungsurkunde ausdrücklich verlangt hat die
Anstalt solle eine schöne Aussicht haben, was ihr manchen
Spott eingetragen hat. Das hieße Perlen vor die Säue
werfen, hat man ihr oft vorgehalten; allein der Blindenlehrer
versichert nun, daß seine Zöglinge gern Spaziergänge
machen und tatsächlich an den Landhäusern, den Pappeln,
den gepflügten Feldern, kurz der Landschaft Gefallen finden,
was sich jemand, der nicht mit Blinden zu tun hat, allerdings
kaum vorstellen kann. Ja, Brown berichtet sogar,
Blinde seien imstande, vom Besuche des Theaters oder des
wortlosen Kinematographen Genuß zu haben und belegt
dies durch eine ganz eigentümliche Erzählung: sein sieben-
jähriger Sohn begleitete einmal einen blinden Studenten in
den Kinematographen, wo die Schlacht von Waterloo vorgeführt
wurde. Als der Vater später seinen Sohn erzählen
ließ, was er gesehen habe, war er erstaunt über die Ausführlichkeit
des Berichtes, und der Junge gab darauf an,
der blinde Student habe ihm jedes einzelne Bild bis in die
Einzelheiten erklärt!


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