http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0321
»
314 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914)
Ich muß wieder auf das Buch Dr. vi Schrenek's selbst
verweisen und kann nur einige der wesentlichsten Punkte
erwähnen. Zunächst ist es nicht richtig, wenn Miss Barklay
und ihr nachbetend, auch das „Neue Wiener Tageblatt44
(vom 28. Dezember 1913) schreiben, daß die „Identität der
Köpfe aller (anderen) Geister festgestellt wurde. Es ist
nicht eine Identität festgestellt, außer in der Phantasie der
Skeptiker. Von dreißig im Buche der Mme. Bisson reproduzierten
Kopf- oder Gesichtsbildern hat aber Miss Barklay
nur in sieben Fällen eine Identifikation versucht. Es
bleiben also 23 nicht „erkannte* Porträts. Unter den
sieben zum Vergleich herangezogenen bieten überhaupt
nur drei Abbildungen gewisse Übereinstimmungen einzelner
zeichnerischer Details mit den Miroir - Köpfen. In Wirklichkeit
kommen also unter 30 Aufnahmen nur drei Porträts
in Betracht!
Selbstredend bleibt Miss Barklay in jedem einzelnen
Falle den Beweis schuldig, wie unter den von den Experimentatoren
getroffenen Maßnahmen ein „Miroir*-Bild exponiert
werden konnte. Allein hiervon abgesehen, hat die
Führerin des Angriffs und ihre Gefolgschaft gänzlich übersehen
, daß es sich unmöglich um Bilder handeln kann,
welche ausschließlich auf f läch enh af ter Unterlage
gefertigt sind. Dr. v. Schrenck hat dies schon in seinem
Hauptwerke eingehend nachgewiesen und er sagt in seiner
Verteidigungsschrift mit vollem Hecht: „Alle die sorgfältig
angestellten Einzelbeobachtungen, die regelmäßige Wiederkehr
desselben Prozesses für Entwickelung und Verschwinden
, vor allem die mathematisch und stereoskopisch
nachgewiesene Plastizität mancher
Gesichter sind mit der kategorisch aufgestellten
(überhaupt nur bei einer geringen Zahl der
Phänomene in Betracht kommenden) Hypothese
der Miss Barklay gar nicht in Einklang
zu bringen.* Aber der Angriff geht auf diese gegen
seine unbewiesenen Behauptungen doch schwer ins Gewicht
fallende Tatsachen nicht ein. Man macht sich die Sache leichter!
Wenn man sich die Behauptungen der Gegner genauer
ansieht, so sieht man an der Hand der Ausführungen Dr.
v. Schrenck's mit Erstaunen, mit welcher „Kühnheit* man
das ganze Kartenhaus des Angriffs aufgebaut hat. Man
hat u. a. kurzer Hand behauptet, das im Phänomen erschienene
Wort „Miroir* sei das Originalkopfstück eines
Exemplars dieses Journals! Nun, die gründliche, von Dr.
v. Schrenck geleitete Untersuchung hat ergeben, daß
dies nicht der Fall ist.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1914/0321