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Peter: Die Verteidigungsschrift Dr. v. Sehrenck's. 317
der beiden Krawatten bildlieh demonstrieren wollte. Er
unterzog also, um dieselbe zu beseitigen, ganz einfach das
Phänomenbild (Abb. 17) einer manuellen Uber-
arbeitung, um eine möglichst große Ähnlichkeit mit
dem Präsidenten der französischen Republik herauszubekommen
. . . (Folgt die Beschreibung von sieben
Änderungen!) Auf diese Weise läßt sich jede gewünschte
Ähnlichkeit mit einem Vorbild erzeugen.*
Dr. v. Schrenck fügt seiner Verteidigungsschrift die
Abbildungen bei, welche die Richtigkeit jenes Nachweises
veranschaulichen und sagt: ^Bedauerlicherweise ging der
ganze Angriff gegen die Abbildungen der Werke der Mme.
Bisson und des Verfassers gerade von diesem zugunsten
der Betrugstheorie umgearbeiteten Bilde aus und nahm
dann seinen Weg durch die ganze deutsche und auswärtige
Presse. Kein einziger Kritiker fand es der Mühe wert, die
Richtigkeit der Behauptungen des „Matin" an der Hand
des Buches nachzuprüfen. Während man bereits in Paris
gewohnt ist, die auf Sensation zugestutzten Nachrichten des
„Matin* mißtrauisch entgegen zu nehmen, lassen sich unsere
deutschen Blätter immer noch durch solche aufgebauschten
und oft mit bestimmtem Zweck gegen Bezahlung lanzierte
Nachrichten dieses französischen Journals beeinflussen."
Hier ist der Rest Schweigen, wenn man im Rahmen
des parlamentarischen Anstandes bleiben will! —
Besonders erwähnenswert ist noch das angeblich vom
Medium überarbeitete Porträt des Präsidenten Wilson.
Das Phantombild, das Wilson gleicht, kam in der Sitzung
vom 19. Januar 1913. Nur Mme. Bisson war anwesend.
Das Medium war gänzlich unbekleidet. Die Hände blieben
während der ganzen Sitzung am Vorhang sichtbar.
Schon im Hauptwerke bemerkte Dr. v. Schrenck: „Die
Betrachtung dieses mediumistischen Produktes wird sicherlich
Anlaß zu den größten Bedenken geben, wegen seines
papierartigen, scharfrandigen, flachen Aussehens und der
regelmäßigen quadratischen Knickung in der Zeichnung
selbst. Ein mitgebrachtes, aufgefaltetes Bild könnte kaum
einen anderen Eindruck hervorrufen, wenn man davon absieht
, daß die Verbindung großer zeichnerischer Feinheiten
(z. B. bei Anlage von Augen und Stirn) mit der rohen,
eckigen Skizzenhaftigkeit (bei Behandlung des Schnurbartes)
für die Originalität des Entwurfes, also gegen die Verwendung
einer nach einem bestimmten künstlerischen Prinzip
gleichmäßig durchgeführten Bildschablone spricht. Und
doch passen Furchen und Falten des Bildes so genau aufeinander
, daß Verfasser sich veranlaßt sah, nach einer Ver-
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