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318 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914.)
größerung die Umrisse des Kopfes auf einem Papierstüek
auszusehneiden und dasselbe genau nach Maßgabe der auf
der Photographie markierten Furchen mit dem Resultat
zusammenzulegen, daß die einzelnen Einbiegungen genau
aufeinander paßten.tt
Man sieht hieraus wieder, daß Dr. v. Schrenck die
Phänomene sorgsam geprüft hatte und nicht auf die Weisheit
der Gegner wartete, die sich jetzt so stolz mit ihren
„Entdeckungen* gebärden.
Was Dr. v. Schrenck vorausgesehen hat, ist eingetroffen.
Dies Phänomenbild hat dem Faß den Boden eingeschlagen:
das Urteil, besser gesagt die Verurteilung, war nicht mehr
aufzuhalten. Und dennoch hat ein genaues Studium ergeben
, daß die so sehr in die Augen springenden Ähnlichkeiten
zwischen dem Phantombiid und dem Miroir-Porträt
des Präsidenten Wilson nur bei einer oberflächlichen Betrachtung
bestehen, der sachverständigen vergleichenden
Forschung hingegen nicht standhalten. Kunstmaler Prof.
Hermann Urban in München, ein Künstler von bedeutendem
Rufe, hat die Frage eingehend geprüft und in
einem (der Verteidigungsschrift beiliegenden) ausführlichen
Gutachten besprochen. Es geht daraus mit unzweifelhafter
Sicherheit hervor, daß das im „Miroir* Nr. 34 (1912) reproduzierte
Porträt des Präsidenten Wilson nicht durch
künstlerische Überarbeitung zu dem Phänomenbilde
des Buches „ Materialisationsphäomene *
umgestaltet worden sein kann, trotz einiger
frappanter Gleichheiten. Dies hat auch der bekannte
[kürzlich verstorbene] Forscher Möns, de Fonte-
nay, Mitarbeiter der „Aunales des Sciences Psychiques4*,
in vollem Umfang bestätigt.
Dr. v. Schrenck resümierte: „Die ganzen, von der
Presse aufgebauschten Ähnlichkeiten der Miroir - Bilder
finden sich also lediglich. 1) in der Ubereinstimmung gewisser
Details der Abbildung 19 mit dem Wilsonporträt;
2) in einer teil weisen Gleichheit der Krawattenzeichnung
bei Abbildung 17 mit dem Porträt des Präsidenten Poin-
car£; 3) in dem Auftreten von drei für dieses Gesicht
charakteristischen Warzen in dem Kopf der Abbildung 15
an derselben Stelle und 4) in dem Auftreten der Druckschrift
„Miroir* auf Abbildung 6 begründet. Alle übrigen
herangezogenen Kongruenzen der Phänomenbilder im Vergleich
mit den Miroir-Porträts sind als Produkt willkürlicher,
nicht gerechtfertigter Kombinationen zu bezeichnen.*
Dr. v. Schrenck weist aber selbst darauf hin, daß der
übereinstimmenden Einzelheiten zu viele sind, um sich durch
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