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334 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914.)
Befehl Krall's in bekannter Weise mitteilte. Albert setzte
sieh sofort telephonisch mit Krall in Verbindung und erfuhr
so zu seiner Überraschung, daß der Befehl KralPs ihm
tatsächlich richtig übermittelt sei. Analysieren wir dieses
Vorkommnis, so haben wir unzweifelhaft einen selbständigen
Denkvorgang der beiden Tiere erwiesen. Die Transmission
des KralPsehen Befehls auf Mohamed und dJe Wiedergabe
des Befehls durch Zarif an Albert würde an und für sich
nichts Besonderes darstellen und in der Kähmen auch
sonstiger Erlebnisse KralFs passen, wenn Mohamed und
Zarif eine Person gewesen wären. Da aber zwei Personen
in Frage kommen, die sich über diesen Befehl miteinander
verständigen mußten, so gewinnt die Sache das allerhöchste
Interesse. Wir müssen jedenfalls annehmen, daß Mohamed
mit seinem Freunde Zarif in einer Sprache im „ Pferdischena
verkehren kann, die für unsere Ohren unhörbar ist. Denn
auf dem weichen, mit Torfanschüttung versehenen Stallboden
würde die Hufschlagsubertragungsmethode bei diesem
relativ langen Befehl keinen Erfolg gegeben haben. Entweder
hat Mohamed den Befehl sofort an Zarif weitergegeben
oder hat bis zum anderen Morgen damit gewartet.
Im ersteren Fall hat Zarif den Befehl die Nacht hindurch
im Kopf behalten, im letzteren Mohamed, und zwar so
klar, daß er aus dem Pferdegedanken durch die Klopfschrift
in die Menschengedankensprache übertragen werden
konnte. Für jeden denkenden Menschen ist dieser Vorgang
der klarste Beweis für eine eigene Denkfähigkeit der
KralFschen Tiere. Oder möchte Herr von Mäday sich
diesem Schluß widersetzen?
Aber wie gesagt, der Schluß paßt nicht jedem. „In
der katholischen Kirche/ sagt Georg Brandes
,*) »gibt es zahlreiche hochbegabte
Männer, die nur studieren, um sich mit
Waffen gegen die Wissenschaft zu versehen
. Jesuiten studieren Archäologie,
um die Ubereinstimmung der Funde mit
den Lehren der Kirche über den Ursprung
der Tiere und Menschen nachweisen zu
können. Selten geschieht es, daß bei Ausgrabungen
vorhistorischerHöhleninFrank-
reich nicht ein Abbe zur Stelle wäre. Es
ist vorgekommen, daß ein Skelett, das die
Entwickelung des Menschen aus dem Tier
darzutun vermochte, spurlos verschwand.*
*) .Zeitgeist« Nr. 15, 13. April 1914
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