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Freudenberg; Nochmals die Elberfelder Pferde. 337
,,Ich habe der Geschichte und der Kritik von Osten's
Lebenswerk im Vorstehenden eine verhältnismäßig breite und
gründliche Darstellung eingeräumt, während in den meisten Arbeiten
, die sich mit „denkenden Pferden" befassen, Osten bloß als
ein bescheidener Vorläufer KralPs behandelt wird."
Wenn hier eine Unterlassungssünde vorliegt, so war es
von Mäday's Pflicht, anzuerkennen, daß Krall daran völlig
unschuldig ist. Krall hat vielmehr in seinem Werke Herrn
von Osten in der selbstlosesten Weise zu Worte kommen
lassen und seinem Andenken einen Lorbeerkranz gewidmet,
neidlos und pietätvoll. Manches läßt vielmehr darauf
schließen, daß von Mäday deshalb die von Osten'sche
Periode in solch geradezu ermüdender Breite abgehandelt
hat, weil er hier Einwände bringen konnte, die durch die
KralPschen Methoden und Erfahrungen längst überholt und
widerlegt waren. Aber, bat er wohl gedacht, vielleicht
färbt hier doch das Eine oder Andere ab und macht Stimmung
auch gegen die eigenen Experimente KralPs.
In ähnlichem Sinne benutzt von Mäday das Ausscheiden
des Herrn Dr. Scböller aus der Mitarbeit an den
KralPschen Versuchen, um KralPs Lauterkeit zu verdächtigen
. Was indessen den Widerspruch angeht, den
von Mäday künstlich konstruiert, Krall sei mit den Strafideen
Scholiens unzufrieden und nur für milde Behandlung
der Schüler eingenommen gewesen, während aus einer Reihe
der von Mäday zitierten Protokolle hervorgehe, daß Krall
in rücksichtslosester Weise auf die Tiere losschlüge, so ist
zu bemerken, daß in den vielen tausend Protokollen nur
ganz vereinzelt Strafen notiert worden sind. Von Mäday
sucht speziell einige Fälle zusammen und generalisiert
[Schreiber dieses hat den größten Teil der Originalprotokolle
vor Augen gehabt und kann dies bestätigen].
Mit welcher Leichtfertigkeit von Mäday arbeitet, zeigt
S. 45. Dort wirft er Krall vor, keine Schilderung des Lehrganges
des Pferdes „-Hänschen" gegeben zu haben, welches
Krall seit Mitte März 1912 unterrichtete, während 5 Seiten
vorher Herr von Mäday erklärt, daß Krall im Dezember
1911 das Manuskript seines Buches abgeschlossen habe und
daß am 17. Februar 1912 das Buch erschienen sei. Krall
müßte also mehr wie Hellseher sein, um
den Anforderungen von Mäday's zu genügen
.
S. 49 verdenkt es Herr von Mäday Krall, daß er vor
dem Beginn des Unterrichts der beiden jungen eigenen
Pferde deren Sinnesfähigkeit nicht geprüft habe. Wer sagt
ihm denn, daß Krall die Sinnesschärfe von Mohamed und
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