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388 Psychische Studien. XLI. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1914)
Zarif nicht festgestellt habe? Hätte Krall statt einen
Auszug aus seinen Arbeiten zu geben, diese in extenso mitgeteilt
, so hätte sein Buch mindestens den Umfang von
Brockhaus Konversationslexikon annehmen müssen.
Im folgenden Satz imputiert von Mdday Herrn Krall,
er habe sich der allgemein üblichen Abrichtungsmethoden
bedient, also seine Pferde auf Kopf- und Körperbewegungen
dressiert, nicht aber ihnen einen echten Unterricht erteilt
. Dem aufmerksamen Leser KralPs isr» es kein Geheimnis
geblieben, daß nur die Unterrichtsform der unteren
Schulklassen den Tieren gegenüber angewendet wurde.
Auf S. 53 begegnen wir wieder einen Hauptfehler
von Mäda/s, alles nicht im Buche Mitgeteilte als sträfliche
Unterlassung KralPs zu bezeichnen. Hätte von Mäday sich
auf dessen erste Einladung bemüht gesehen, seinen Besuch in
Elberfeld zu machen, so würde er die zahllose und lückenlose
Folge der Niederschriften aller einzelnen Lehrstunden
bewundert haben. Er hätte dann auch die Protokolle der
ersten 12 Eechentage sehen können. Was sollte es aber
für ein Interesse für das große Publikum haben, über jede
einzelne richtige oder falsche Antwort der Anfänger unterrichtet
zu werden? Verständigen Lesern des Buches ist
keine Unklarheit über KralPs Methode geblieben. Sie
haben vielmehr an der Hand der Anleitung des KralPschen
Buches ihre von Erfolg gekrönten Versuche bei anderen
Tieren angestellt. Hätte von Mäday sich nur die Mühe
genommen, einmal sechs Wochen ein Tier zu unterrichten,
so hätte er sich selber solche Protokolle verschaffen können.
Zur Fehlerstatistik von Mäday's (S. 75) ist zu bemerken,
was schon mehrfach erwähnt, daß nur verschwindend wenige
Protokolle KralPs weiteren Kreisen bekannt gemacht
worden sind. Aus diesen also eine welterschütternde
Fehlerstatistik ableiten zu wollen, würde ungefähr darauf
hinauslaufen, daß dann ebenso gut ein Lüneburger Heidebauer
aus der Kenntnis seines Dorfes eine Geographie
Europas abzuleiten berechtigt wäre.
Von Mäday schließt dieses Kapitel (S. 98) mit dem Satze:
„Aus unserer Betrachtung geht demnach hervor, daß die Anzahl
der Fehler keineswegs mit dem wachsenden Scfiulalter der Pferde
abnimmt."
Dieser einzige logische Schluß des von Mäday'schen Werkes
kritisiert es und ihn selber besser als jedes ausführlichere
Eingehen auf Details. Wenn die Pferde auf willkürliche
oder unwillkürliche Hilfen dressiert sind, so muß mit dem
Schulalter die Erkenntnis dieser dem Tiere erleichtert und
müssen die Antworten besser werden. Also ist das philo-
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